NPO-Label für Management Excellence
Am 23. Dezember 2010 hat der Verband Angestellte Schweiz offiziell das NPO-Label erhalten. Was bedeutet dies?
Dem Verband wird damit bescheinigt, dass die eingesetzten Instrumente und Methoden den Anforderungen des Freiburger Management-Modells für Nonprofit-Organisationen (FMM) entsprechen. Die Steigerung von Effizienz, Effektivität und Qualität in den täglichen Aufgaben und Leistungen gegenüber den Stakeholdern erfolgt durch ein modernstes Gesamt-Management-System. Doch dieses Label gibt es nicht umsonst – da steckt einiges an Arbeit dahinter, wie das Interview mit Benno Vogler, Präsident Angestellte Schweiz und Stefan Studer, Geschäftsführer, zeigt.
Stefan Studer, Sie als Geschäftsführer haben vor zwei Jahren den Prozess zur Erreichung der NPO-Zertifizierung lanciert. Was hat Sie dazu bewogen?
Der Verband befand sich 2008 in einer «Change»-Situation. Nachdem ein interimistischer Geschäftsführer diesen Prozess initiiert hatte, stellte sich die Frage nach der qualitativen Weiterentwicklung und Absicherung des Erreichten. Mit dem NPO-Label für Management Excellence werden Organisationen mit einem überdurchschnittlich entwickelten Management-System ausgezeichnet. Als neuer Geschäftsführer wurde mir schnell klar, das bei den Angestellten Schweiz «alles anders bleiben sollte» – die Quadratur des Kreises also. Der Zertifizierungsprozess war für mich eine Art Mittel zum Zweck, dieses Ziel im «abgesicherten Modus» zu erreichen und den Verband gleichzeitig an die Veränderungen im gesellschaftlichen und ökonomischen Umfeld anzupassen.
Können Sie kurz skizzieren, welche Ziele sie für die Umsetzung ins Auge gefasst haben?
- das Ziel genau aufzeigen und kommunizieren und die notwendige Energie in die Organisation einspeisen
- die Aufgabe nicht zu unterschätzen
- bei Widerständen oder Abschwächungen von vorgegeben Zielen nicht ohne wirklichen Grund einlenken. Das hiess auch, keinen versteckten oder unbewussten Zielsetzungen der Beteiligten zur Wirkung zu verhelfen
- Fehler und Rückschläge zu akzeptieren, sie waren Teil dieses Prozesse und trugen zur Weiterentwicklung bei
- die Erreichung von innen heraus anzuregen, zu fordern und zu fördern
Welches waren die grössten Herausforderungen und Widerstände?
«Der Wille alleine reicht nicht für Veränderungen» – Der Erfolg eines Zertifizierungsprozesses hängt nicht zuletzt von der Bereitschaft der Mitarbeitenden ab, sich auf veränderte Arbeitsweisen einzulassen. Zum einen müssen sie eine generelle Bereitschaft für neue Vorgehensweisen entwickeln, zum anderen müssen sie den vom Verband eingeschlagenen Weg als den richtigen empfinden. So gesehen war die grösste Herausforderung sicherlich, die kritische Hürde der Akzeptanz zu überwinden.
Welche Verpflichtung(en) geht/gehen mit diesem Label einher?
Die Zertifizierung bescheinigt nur, dass die Geschäftsstelle nach festgelegten Abläufen arbeitet, die grundsätzlich geeignet sind, ein gewisses Mass an Qualität hervorzubringen. Somit kann keine Aussage darüber gemacht werden, ob die Qualität der erbrachten Leistungen auch tatsächlich gewährleistet ist. So gesehen, sind wir nun inskünftig in der Pflicht in unserem täglichen Wirken den Beweis zu erbringen, dass dort wo Qualität auf der Türklingel steht, auch wirklich Qualität angesiedelt ist.
Wenn Sie heute an den ganzen Prozess zurückdenken: Welches ist der grösste Sprung, den die Angestellten Schweiz gemacht haben?
Die Motivation der Mitarbeiter konnte deutlich erhöht werden. Es ist dem Verband heute möglich, rasch und flexibel auf herausfordernde Situationen einzugehen, da die Mitarbeitenden schnell entscheiden und auf allen Stufen eine Dialogkultur aufgebaut wurde. Sachorientierte Lösungen haben das Statusdenken abgelöst. Somit wurde meines Erachtens ein klarer Schlussstrich unter die Vergangenheit gezogen.
Woran werden die Mitglieder des Verbands und die übrigen Stakeholder der Angestellten Schweiz merken, dass da nun nach den Grundsätzen des NPO-Labels gearbeitet wird?
Das NPO-Label kommt unseren Anspruchsgruppen vielleicht mehr zugute als es im ersten Moment den Anschein hat. Denn das Freiburger Management-Modell setzt den Fokus klar auf die Beziehungen und die Zusammenarbeit mit der Verbandsumwelt. Das bedeutet insbesondere für unsere Mitglieder, dass wir stetig darum bemüht sind einen vertrauensvollen und fairen Umgang mit ihnen zu pflegen. Die reibungslose Abwicklung ihrer Aufträge und unsere überragende Ausführung der Arbeit wird also nicht dem Zufall überlassen.
Wo wird das Zertifikat denn aufgehängt?
Obschon ich persönlich der Meinung bin, dass das Zertifikat kein wirklicher «Hingucker» ist, werden wir es beim Empfang am Rigiplatz in Zürich prominent in Szene setzen. Weiter wird in jeder Aussenstelle ein Zertifikat hängen. Ganz sicher soll es nicht einfach Dekoration sein – das Label verpflichtet uns alle dazu, dass wir den Anspruch an Qualität täglich leben. Wo Qualität draufsteht, muss auch Qualität drin sein.
Fragen an Benno Vogler, Präsident Angestellte Schweiz
Weshalb haben die Angestellten Schweiz dieses NPO-Label angestrebt?
Unser Ziel war es, vom Verein zur professionellen Nonprofit Organisation zu wachsen. Der Vorstand hat 2005 erkannt, dass mit dem Wachstum des Verbandes eine klare Aufgabentrennung zwischen Vorstand und Geschäftsstelle unumgänglich wird. Nach verschiedenen Anläufen mit Reglementen zeigte es sich bald, das derartige Hilfsmittel ohne Konzept zu reiner Makulatur verkommen. Als ganzheitliche und systematische Struktur für dieses Vorhaben sind die Grundsätze des NPO-Verbandsmanagements der Wegweiser für die richtige Organisation.
Was bedeutet dieses Label für den Verband Angestellte Schweiz?
Es bietet die Gewähr und Sicherheit, dass die Verbandsaufgaben qualitativ und effizient erfüllt werden. Innerhalb des Verbandes sind Aufgaben und Kompetenzen klar geregelt. Damit wird die Leistung einerseits mess- und überprüfbar und andererseits weniger personenabhängig. Für heutige wie künftige Nutzer ist damit sichergestellt, dass ihr Anliegen unabhängig ihrer Interessen und ihres verbandpolitischen Gewichtes mit hoher Qualität und Sorgfalt behandelt wird. Dies bietet auch die Möglichkeit, spezifische Dienstleistungen Dritten anzubieten.
Und was bedeutet dieses Label für Sie persönlich als Verbandspräsident?
Sicherheit und Verpflichtung. Es gibt die Sicherheit, dass bei allen strategischen und operativen Arbeiten keine wichtigen Kriterien übergangen werden. Dies verhindert schwerwiegende Fehler. Andererseits besteht die Verpflichtung nach den sich selbst gegebenen Grundsätzen zu handeln.
Welche Verpflichtung geht mit dem Label einher?
Die Prozesse zu leben und zu optimieren. Das ist das Ende des «Lustprinzips»
Woran werden die Mitglieder des Verbands merken, dass Angestellte Schweiz nun zertifiziert sind?
Das Arbeiten nach korrekten Prozessen führt in der Regel zum Ziel. Das heisst Input gleich Output. Somit sollte nichts mehr «versanden» Aufgrund der Checklisten werden die notwendigen Verbandsarbeiten termingerecht umgesetzt und sind überprüfbar. Dies von der Mitgliederverwaltung über Dienstleistungen und Finanzen bis zur Verbandsstrategie.