Umfrage zur Coronapandemie: Viele fürchten die wirtschaftlichen Folgen noch mehr als die Krankheit
Mitte Februar, als der Bundesrat verschiedene Auswege aus dem Teil-Lockdown aufzeigte, machten wir in unserem Coronavirus-Newsletter eine anonyme Leserumfrage zur Betroffenheit der Leser*innen durch die Coronapandemie. Rund 600 Personen haben teilgenommen – vielen Dank! Hier stellen wir Ihnen die Ergebnisse der nicht repräsentativen Umfrage vor.
Die Ängste und Belastungen im Zusammenhang mit der Coronapandemie sind für viele Menschen klar spürbar. Die Krankheit selber oder die Angst davor belastet knapp die Hälfte der Befragten mässig bis sehr stark (28% mässig, 12% stark, 4% sehr stark). Grösser ist die Belastung in Bezug auf die wirtschaftlichen Folgen. Hier gibt eine klare Mehrheit an, stark (31%) oder sehr stark (28%) betroffen zu sein. Nur insgesamt 19% fühlen sich nicht oder kaum betroffen. Kein Wunder erwartet denn auch eine überwiegende Mehrheit eine entsprechende Zunahme der Arbeitslosenzahlen (42% stark, 25% sehr stark). Kaum jemand sieht diese Gefahr gar nicht (1%), 8% betrachten sie als nicht allzu gross. Die Situation in ihrem eigenen Unternehmen schätzen die meisten dann jedoch positiver ein. Sie befürchten einen Auftragseinbruch nur mässig stark (30%), schwach (29%) oder gar nicht (21%).
Ein kleiner Röstigraben
Unsere Umfrage zeigt bei bestimmten Fragen einen Röstigraben zwischen der französischen und der deutschsprachigen Schweiz. Die allgemeine Angst vor dem Coronavirus ist bei den Romand(e)s etwas grösser als bei den Deutschschweizer*innen. Andererseits schätzt man in der deutschsprachigen Schweiz die Auswirkungen des Coronavirus auf die Wirtschaft als schlimmer ein. In der Romandie sieht die grösste Gruppe, ein Drittel der Befragten (33%), nur eine mässige Gefahr. In der Deutschschweiz hingegen sind diejenigen Gruppen, die eine starke (31%) oder sehr starke (28%) Gefahr sehen, die grössten (Romandie 30% bzw. 24%).
Ähnlich sieht es in Bezug auf einen erwarteten Anstieg der Arbeitslosenquote aus. Deutschschweizer*innen erwarten eher einen starken bis sehr starken Anstieg (68%), die grösste Gruppe der Befragten in der Westschweiz einen durchschnittlichen (33%, 51% erwarten einen starken oder sehr starken Anstieg). Dieses Ergebnis überrascht, wenn man bedenkt, dass der teilweise Lockdown in der Romandie länger dauerte. Gewisse französischsprachige Kantone schlossen untern anderem bereits Ende 2020 ihre Restaurants. In der Deutschschweiz konnte man weiterhin auswärts essen oder sich auf andere Art vergnügen. Lässt sich der Unterschied dadurch erklären, dass in der Westschweiz die Erwartungen an staatliche Interventionen höher sind, um Unternehmen zu unterstützen sowie Betriebsschliessungen und Arbeitsplatzverluste zu verhindern?
Soziale Kontakte werden schmerzlich vermisst
Die Frage nach der Belastung durch die Einschränkung der sozialen Kontakte brachte eindeutige Resultate: Die deutliche Mehrheit der Befragten fühlt sich stark (32%) bis sehr stark (26%) belastet. Wobei es hier die Romand(e)s etwas besser schaffen zu scheinen, allein zu sein oder die Geselligkeit online zu pflegen. Sie leiden tendenziell weniger unter den Einschränkungen: In der Deutschschweiz gaben 18% an, nicht oder kaum betroffen zu sein, in der Westschweiz sind es immerhin 27%.
Dass Corona aufs Gemüt schlägt, haben auch diverse Studien in unterschiedlichen Ländern zutage gebracht. Die Gründe dafür können Sie in unserem Artikel auf Apunto-Online nachlesen. Dort finden Sie auch eine ganze Reihe von nützlichen Tipps, was Sie gegen den Corona-Blues tun können.
Jede*r Zweite erwartet dritte Welle
Mit Freude durften wir durch die Umfrage erfahren, dass ein Grossteil (69%) weder direkt (selber erkrankt, selber Stelle verloren oder in Kurzarbeit) noch indirekt (Bekannte betroffen) vom Coronavirus betroffen war oder ist. Dennoch ist in über 100 Familien mindestens jemand in Kurzarbeit und in über 40 hat mindestens jemand die Stelle verloren. Wir hoffen für alle Betroffenen, dass sich ihre Situation bald bessert und für alle anderen, dass sie in den nächsten Wochen nicht betroffen werden. Insbesondere hoffen wir, dass nicht eintrifft, was die Hälfte der Befragten auf der Grundlage der aktuellen Corona-Politik des Bunderates befürchtet: eine dritte Welle (36% stark, 15% sehr stark).
Wir wünschen Ihnen, dass Sie (mindestens zu einem grossen Teil) bald wieder zur Normalität zurückkehren und ihre Aktivitäten, die Sie aufgeben mussten, wieder aufnehmen können. Wir wünschen allen, die unter der Isolation leiden, bereichernde soziale Kontakte und denjenigen, die um ihre Gesundheit fürchten, Sicherheit und Zuversicht. Lassen Sie uns mit Hoffnung statt mit Angst in die Zukunft blicken! Die Angestellten Schweiz stehen Ihnen selbstverständlich auch in der Coronapandemie mit Rat und Tat zur Seite.
Virginie Jaquet, Hansjörg Schmid
Mediencorner
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