Mit Humor führst du besser
Mein Leutnant in der Rekrutenschule war die Ernsthaftigkeit in Person. Umso mehr erstaunte es mich, als er in einer Nachtübung in einem Bunker die Mannschaft aufforderte, einen Witz zu erzählen. Es war ein Befehl und einer meiner Kameraden rang sich einen Witz ab. Wir trauten uns kaum, zu lachen.
Der Leutnant war die letzte Person, von der wir erwartet hätten, dass er uns zum Lachen auffordert. Aber in der Absicht hatte er recht. Mit Lachen lassen sich unangenehme Situationen besser ertragen.
Weniger Stress, mehr Kreativität
Humor hat viele positive Wirkungen auf den Menschen. Dies haben viele Studien nachgewiesen. Humor kann Spannungen lösen und Stress vermindern. Er kann die Stimmung heben, Ängste abbauen, die Kreativität beflügeln, mutiger machen, Denkblockaden lösen und helfen, Schwierigkeiten zu überwinden.
Teams, die den Humor am Arbeitsplatz pflegen, halten stärker zusammen. Gemeinsam zu lachen steigert die Motivation und Produktivität.
Humorförderung kommt selten vor
Wenn Humor so viele positive Wirkungen hat, warum fördern ihn die Unternehmen nicht aktiv? Das geschieht wirklich sehr selten. Ein Grund dafür ist: Humor kann schlecht angeordnet werden. Nicht alle Berufstätigen sind lustig oder wollen es sein.
«Positiver Humor erleichtert das Reden über Fehler und geht mit besserem Schlaf, mehr Elan und Kreativität einher».
Ein weiterer Grund ist: Beim Humor kann der Schuss auch hinten rausgehen. Dann schadet er statt dass er nützt.
Positiver Humor macht kreativ, negativer gereizt
Dies hat damit zu tun, dass Humor nicht gleich Humor ist. Die Humorforscherin Tabea Scheel unterscheidet positiven von negativem Humor. Zum positiven gehören Scherze, Witze, Satire und Selbstironie.
Positiver Humor «erleichtert das Reden über Fehler und geht mit besserem Schlaf, mehr Elan und Kreativität einher».
Negativ hingegen sind Sarkasmus, Zynismus, Spott und Hohn. Tabea Scheel hat in einem Projekt nachgewiesen, dass «negativer Humor mit Gereiztheit zusammenhängt, aber auch mit Müdigkeit und Kraftlosigkeit».
Stolperfallen lauern überall
Man muss neben der Unterscheidung von positivem und negativem Humor noch weiter differenzieren. Nicht jeder Scherz oder Witz ist positiv. Gerade bei Witzen geraten wir schnell in eine Stolperfalle – wenn er auf Kosten anderer geht.
Besonders unpassend ist es, wenn diese Anderen Personen auf niedrigerer Hierarchiestufe sind. Politisch unkorrekte Witze sind generell Stolpersteine.
Humor kann nicht erzwungen werden
Man kann niemandem befehlen, lustig zu sein. Unlustige Typen werden nicht lustig, wenn man sie dazu zwingt.
Du kannst dich auch selbst nicht zwingen, lustig zu sein. Das Umfeld merkt es sofort, weil es nicht authentisch wirkt.
Am Zwang, lustig zu sein, scheiterte schliesslich auch der Humor-Versuch meines Leutnants. Es blieb bei diesem einen Versuch und das war OK.
Humor hängt von der Kultur ab
Was man lustig findet, hängt stark davon ab, wo man lebt. Krass sind die Gegensätze zum Beispiel zwischen den USA und China.
Die Amerikaner pflegen gemäss Tabea Scheel eher einen aggressiven Humor. Damit hätten sie in China keinen Erfolg. «Chinesen neigen mit dem Ziel der Harmonisierung eher zu einem positiven, sozialen oder gar selbstabwertenden Humor», sagt die Humorforscherin.
In interkulturellen Teams ist in Sachen Humor also besondere Vorsicht geboten.
Probieren geht über Studieren
Sollen Unternehmen den Humor trotz der diversen Stolperfallen fördern? Unbedingt! Mit Aufklärung können die Fallen vermieden werden.
Es braucht kein Humorförderprojekt oder die Einstellung eines Firmenclowns. Es reicht schon, die Mitarbeitenden zu ermutigen, den Arbeitsalltag humorvoll anzugehen. Oder für einen Unternehmensanlass eine Kabarettistin einzuladen.
Mit Humor wird das Leben leichter – und das Arbeiten erst recht!
Autor*in
Hansjörg Schmid
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