Es braucht Engagement für gute Arbeitsbedingungen

Christian Huber im Interview: Weshalb er sich als Co-Präsident der Mitgliedorganisation und Angestelltenvertreter gegen Gleichgültigkeit im Job einsetzt.

Du bist seit 7 Jahren Mitglied bei Angestellte Schweiz. Wie ist es zu deiner Mitgliedschaft gekommen?

Christian Huber: Der Beisitzer von Nokia in der Arbeitnehmervertretung (AV) Siemens Schweiz und Partnerfirmen wechselte in eine andere Firma. Er arbeitete in einem seiner letzten Projekte mit mir zusammen. Ich erkannte, dass wir ohne einen Beisitzer von Nokia in der AV den Link zu Angestellte Schweiz verlieren. Ich übernahm den Task und trat zugleich auch in den Vorstand der Mitgliedorganisation. Ich bin froh, dass ich dies gemacht habe und meinen Beitrag zu fairen Arbeitsbedingungen leisten darf.

Es ist mir wichtig, dass alle Mitarbeitenden bei Nokia Schweiz wissen, dass es Angestellte Schweiz gibt. Angestellte Schweiz organisiert für alle Mitarbeiter (unabhängig, ob Mitglied oder nicht) 2 bis 3 Webinare pro Jahr aus ihrem Weiterbildungsangebot. Die Werbung für diese Webinare erinnert alle Mitarbeiter, damit es Angestellte Schweiz gibt. Um konkret mehr zu helfen, werde ich bei den nächsten Mitarbeitervertreterwahlen antreten.

Du warst ja für unsere «Mitglieder werben Mitglieder»-Aktion aktiv und hast in diesem Jahr bereits 2 neue Mitglieder geworben.

Als Co-Präsident der Mitgliedorganisation bei Nokia bin ich laufend am Mitglieder werben. Mein Motto dabei ist: Einfach mal fragen. 19 von 20 wollen nicht, sie nehmen es mir aber auch nicht übel.

«Es ist notwendig, dass wir uns mit einer Mitgliedschaft bei Angestellte Schweiz aktiv für gute, faire Arbeitsbedingungen einsetzen.»

Christian Huber

Ich stelle fest, dass es schwierig ist, die junge Generation von einer Mitgliedschaft zu überzeugen. Sie haben die Haltung, dass sie den Job wechseln, wenn ihnen die Arbeitsbedingungen nicht mehr passen. Sie sind sich nicht bewusst, dass wir Solidarität zeigen müssen für gute Arbeitsbedingungen.

Du bist viel im Gespräch mit deinen Mitarbeitenden. Welche Themen bewegen sie gerade? 

Die Telekom-Branche hat die Covid-Jahre gut überstanden, aber jetzt stehen unsere Kunden eher auf der Bremse. Es braucht ein grosses Projekt, damit Entlassungen vermieden werden. Das ist vielen Mitarbeitenden bewusst und löst eine Unsicherheit aus.

Da wir zu einer internationalen Firma gehören, spüren wir den Fachkräftemangel nicht so sehr, wir können Stellen intern besetzen. Als Projektleiter stelle ich aber eine Überalterung der Teams fest. Das beschäftigt mich, weil junge Teammitglieder andere Perspektiven einbringen. Die Kombination von jungem Wissen und frischen Ideen mit der Erfahrung der älteren für zu innovativen Lösungen.

Aktuell sind nur noch circa 15 % der Arbeitnehmenden Mitglied in einem Verband oder einer Gewerkschaft – Mitte der 1980-Jahren waren über 30 % der Erwerbstätigen gewerkschaftlich organisiert.

Ja, dadurch dass ich Angestelltenvertreter bei Nokia bin, war mir dies bekannt. Die Gleichgültigkeit vieler gegenüber den aktuellen Arbeitsbedingungen ist schockierend und schadet langfristig. Ich befürchte, dass sich Arbeitgebende den gesetzlichen Mindestanforderungen annähern werden.

Wir müssen uns daran erinnern, dass Generationen vor uns für diese Rechte über dem gesetzlichen Minimum gekämpft hatten. Es unser aller Aufgabe ist, sie zu bewahren und weiterzuentwickeln. Ein Beispiel dazu ist das Homeoffice, wo es auch verbindliche Regeln brauchte. Daher ist es notwendig, dass wir uns mit einer Mitgliedschaft bei Angestellte Schweiz aktiv für gute, faire Arbeitsbedingungen einsetzen.

Was ist dir bei einem Arbeitsverhältnis wichtig?

Mir ist Flexibilität wichtig, dass ich die Möglichkeit habe, mir die Arbeiten möglichst selber einteilen zu können, Das ist der grosse Pluspunkt vom hybriden Arbeiten, dass ich Homeoffice anstelle einer Kaffeepause ein kurzer Spaziergang mit dem Hund mache oder auch mal meine Familie unterstützen kann.

Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?

Ich wohne in Weesen am Walensee und pendele zu meinem Arbeitsort in Zürich. Um 6 Uhr stehe ich auf, gehe um 06:45 Uhr aus dem Haus und verbringe die Zeit im ÖV mit Zeitungslesen und E-Mails abarbeiten. Wenn ich kurz nach 8 Uhr im Büro bin, stehen viele Online-Sitzungen an, manchmal reise ich auch nach Bern weiter, da ich viele Projekte für Kunden im Raum Bern betreue. Wieder zuhause widme ich mich meiner Familie, manchmal bleibt auch Zeit für Fitness oder Lesen, bevor dann kurz nach 22 Uhr die Lichter gelöscht werden.

Autor*in

Manuela Donati

Manuela Donati

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