Was in den letzten Wochen befürchtet wurde und absehbar war, beginnt sich nun schrittweise zu bewahrheiten: Die angekündigten handelspolitischen Spannungen und die daraus resultierenden Belastungen für die exportorientierte Schweizer Industrie zeigen erste gravierende Auswirkungen.
Agathon plant Restrukturierung
Heute hat die Firma Agathon bekanntgegeben, dass sie eine umfassende Restrukturierung plant – mit einschneidenden Konsequenzen für die Belegschaft.
Grund hierfür sind einerseits die seit Längerem rückläufige Nachfrage und andererseits die jüngsten Ankündigungen aus den USA, die das aktuelle Bild zusätzlich noch verdüstern.
Dazu kommt, dass das Unternehmen es während der jetzt auslaufenden Kurzarbeit verpasst hat, frühzeitig neue Strategien für veränderte Gegebenheiten am Markt zu entwickeln. Die Folge ist, dass rund 25 Mitarbeitende kurzfristig, 20 Mitarbeitende mittelfristig entlassen werden sollen. Immerhin sichert die Firma aktuell zu, nach der Restrukturierung stabil für die Zukunft aufgestellt zu sein. Daran werden die Sozialpartner und die Mitarbeitenden sie messen.
Dieser Fall ist leider kein Einzelfall, sondern betrifft die ganze Branche. Wir müssen uns darauf einstellen, dass ähnliche Nachrichten in den kommenden Monaten zunehmen werden. Das führt bei vielen Beschäftigten zu Sorgen, Ohnmacht und auch Wut.
«Kurzarbeit ist wie ein Brückenschlag über stürmische Zeiten, doch wenn die Brücke zu kurz ist, stürzen Menschen ab. Darum braucht es aus unserer Sicht 24 statt 18 Monate Kurzarbeit. Gleichzeitig müssen Unternehmen die Zeit nutzen, um ans andere Ufer zu gelangen. Wer das wie Agathon versäumt, lässt die Mitarbeitenden den Preis zahlen und hier erwarten wir klare Fürsorge», kommentiert Tanja Riepshoff, Rechtsanwältin bei Angestellte Schweiz.
Kurswechsel nötig
Die aktuelle Situation verlangt nach einer dringenden Abkehr vom bisherigen Konfrontationskurs. Sozialpartner, Politik und Behörden sind gefordert, sich von Maximalforderungen zu lösen und gemeinsam einen pragmatischen Weg einzuschlagen.
Nur durch Kooperation und Verantwortungsbewusstsein können wir Arbeitsplätze sichern und den volkswirtschaftlichen Schaden begrenzen.
Jeder verlorene Tag ohne konkrete Massnahmen kostet nicht nur Teile des Bruttoinlandsprodukts, sondern vernichtet auch Existenzen. Was wir jetzt brauchen, ist ein neuer gesellschaftlicher Kitt – basierend auf den Werten, die die Schweizer Industrie stark gemacht haben: Produktivität, Innovation und Resilienz. Nur dann können wir den drohenden Sturm einigermassen unbeschadet überstehen.
Unsere Forderungen an Agathon
Im konkreten Fall Agathon fordern wir:
- Transparente Kommunikation über alle geplanten Schritte und mögliche weitere Massnahmen.
- Prüfung von Alternativen zu Entlassungen, bevor irreversible Entscheidungen getroffen werden.
- Dort, wo ein Stellenabbau unvermeidbar ist:
- einen wirksamen Sozialplan,
- vorbildliche Unterstützung bei der Stellenvermittlung,
- Angebote für Weiterbildungs- und Umschulungsmassnahmen, für betroffene und verbleibende Mitarbeitende
Kontakt
Tanja Riepshoff
Rechtsanwältin Angestellte Schweiz
tanja.riepshoff@angestellte.ch, +41 44 360 11 54
Tanja Tanneberger, Kommunikation
tanja.tanneberger@angestellte.ch, +41 44 360 11 21