Fachkräftemangel: Es braucht starke und mutige Massnahmen
Der von Angestellte Schweiz bei BAK Economics in Auftrag gegebene «Fachkräftemonitor Schweiz» zeigt erstmals übersichtlich und im Detail auf, in welchen Berufsgruppen die Fachkräfte in der MEM-Industrie heute und künftig fehlen. Das Bild ist heterogen, es schälen sich aber Berufsfelder heraus, die stark überdurchschnittlich vom Fachkräftemangel betroffen sind.
Heute und morgen: Fachkräfte fehlen
Aktuell fehlen in der MEM-Industrie vor allem Fachkräfte im Bereich ICT sowie Fachleute in wissenschaftlichen Berufen, betriebswirtschaftlichen und kaufmännischen Berufen sowie Führungskräfte.
Gemeinsam ist diesen Berufen, dass die Quote der Berufsleute mit Tertiärausbildung sehr hoch ist. Zudem steht die MEM-Industrie bei diesen Profilen in Konkurrenz mit anderen Branchen.
Kaum Mangel hingegen gibt es zum Beispiel an allgemeinen Büro- und Sekretariatsarbeitskräften oder Hilfsarbeiter*innen.
Schaut man in die Zukunft, dann fällt auf, dass es dieselben Berufsgruppen sind, bei denen die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage am grössten sein wird. Hier muss also dringlichst der Hebel angesetzt werden, wenn man vermeiden will, dass die MEM-Industrie aufgrund fehlender Fachkräfte ihr Potenzial nicht mehr voll ausschöpfen kann. «Dies würde dem Werkplatz Schweiz und unserer Volkswirtschaft grossen Schaden zufügen», sagt Stefan Studer, Geschäftsführer von Angestellte Schweiz. «Wollen wir in der Schweiz unseren Wohlstand erhalten und die Renten sichern, müssen wir dafür sorgen, dass genügend Fachkräfte mit der erforderlichen Ausbildung zur Verfügung stehen.»
«Wir müssen dafür sorgen, dass genügend Fachkräfte mit der erforderlichen Ausbildung zur Verfügung stehen.»
MEM-Branche muss alle Möglichkeiten ausschöpfen
Der Fachkräftemonitor für die MEM-Industrie ermöglicht ein viel klareres Bild der aktuellen und künftigen Fachkräftesituation in der Branche, als es bisher möglich war.
Daraus lassen sich gut begründete und präzise Massnahmen gegen den Fachkräftemangel ableiten. Aus Sicht von Angestellte Schweiz sind dies insbesondere:
- Umfassendes Re- und Upskilling innerhalb der Branche mit speziellem Fokus auf die Sekundär- und Tertiärausbildung: Es gilt, die Arbeitskräfte in Berufen, wo kein Mangel herrscht, in Berufe zu bringen, wo der grösste Bedarf ist. Gleichzeitig sollen möglichst viele dieser Arbeitskräfte auf eine höhere Bildungsstufe gebracht werden.
- Inspirierendes Arbeitsumfeld anbieten: Um in einem Arbeitnehmermarkt Fachkräfte für sich gewinnen zu können, müssen die Arbeitgeber*innen eine inspirierende Arbeitsumgebung anbieten. Angestellte wollen ihre Arbeit gestalten und sich verwirklichen können. Hier sind insbesondere die Führungskräfte gefordert.
- Die Digitalisierung nutzen: Die Digitalisierung kann mithelfen, den Fachkräftemangel zu mildern, indem gewisse Aufgaben von Maschinen respektive künstlicher Intelligenz ausgeführt werden. Dies kann aber nur gelingen, wenn dafür genügend ICT-Fachleute zur Verfügung stehen. Auf deren Aus- und Weiterbildung muss also ein besonderer Fokus gelegt werden.
- Berufe mit Fachkräftemangel attraktiv machen: Die Arbeitgeber der MEM-Branche müssen es Fachkräften, auch aus anderen Branchen, attraktiv und leicht machen, in Berufe zu kommen, wo Fachkräftemangel herrscht.
- Fachkräfte ermuntern, weiterzuarbeiten: Der Fachkräftemonitor zeigt, dass gerade die kommenden Pensionierungen den Fachkräftemangel verschärfen. Für die MEM-Industrie lohnt es sich, ihre Fachleute zu motivieren, über das Pensionsalter hinaus zu arbeiten und auch ältere Mitarbeitende noch weiterzubilden.
MEM-Industrie
Die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, kurz MEM-Industrie, gehört zu den bedeutendsten Wirtschaftsbranchen der Schweiz. Sie erbringt rund die Hälfte der industriellen Wertschöpfung, was über 7 Prozent des BIP der Schweiz entspricht.
Neuqualifizierung mit MEM-Passerelle 4.0
Ein sehr starkes Werkzeug, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, hat die MEM-Industrie bereits geschaffen: die MEM-Passerelle 4.0. Sie ermöglicht es Berufstätigen, sich für einen MEM-Beruf unkompliziert und rasch neu zu qualifizieren.
Die MEM-Passarelle
Interessiert? Alles über den individuellen Weg zur beruflichen Transformation findest du hier.
Den richtigen Berufsweg wählen
Auch die Arbeitnehmenden können etwas gegen den Fachkräftemangel tun, indem sie gezielt Berufe ergreifen, in denen Fachkräftemangel herrscht oder voraussehbar ist. Oder sich in entsprechenden Profilen weiterbilden. Damit verschaffen sie sich den Vorteil, sicher gefragt zu sein und sich die ideale Stelle aussuchen zu können.
«Mit vereinten Kräften kann es gelingen, den Werkplatz Schweiz so aufzustellen, dass er stark bleibt und die globalen Investitionen nicht abfliessen und unser Land das Nachsehen hat.»
Ausland-Rekrutierung erleichtern
Die Politiker*innen müssen die Weichen so stellen und die Rahmenbedingungen so schaffen, damit es gelingt, die richtigen Fachkräfte an den richtigen Ort zu bringen. Dies werden auch Fachkräfte aus dem Ausland sein müssen, das inländische Potenzial reicht nicht. Darum ist Flüchtlingen das Arbeiten möglichst rasch nach der Ankunft zu ermöglichen. Ausländische Diplome sind unkompliziert anzuerkennen. Und wenn notwendig sind die Kontingente aus Drittstaaten zu erhöhen.
Fachkräftemangel verhindern
Unser Bildungswesen ist nicht dafür bekannt, dass es schnell reagiert und sich an neue Begebenheiten anpasst. In Zeiten des akuten Fachkräftemangels ist aber Flexibilität gefordert. Das Bildungssystem kann viel dazu beitragen, dass ein Fachkräftemangel gar nicht erst entsteht. Es muss so angepasst werden, dass Angebot und Nachfrage rasch in Deckung gebracht werden können.
Fachkräftemonitor Schweiz
Die MEM-Industrie steht im Mittelpunkt der ersten Ausgabe des Fachkräftemonitors. Der Report umfasst rund 60 Seiten und bietet detailliertes Daten- und Analysematerial für 16 häufigsten MEM-Berufe.
Die Gesamte Studie kann gegen eine Gebühr von 75 CHF bei info@bak-economics.com bezogen werden.
«Das Resultat ist mehr als die Summe der Einzelteile», betont Stefan Studer. «Mit vereinten Kräften kann es gelingen, den Werkplatz Schweiz so aufzustellen, dass er stark bleibt und die globalen Investitionen nicht abfliessen und unser Land das Nachsehen hat. Den jetzt vorgelegten Fachkräftemonitor verstehen wir als Beitrag dazu.»