Arbeit gegen den Strich: Vorsicht, gesperrte Strasse
Wir müssen mit der archaischen Vorstellung aufräumen, dass Arbeit und Vergnügen nicht miteinander vermischt werden können. In der Tat ist es in unseren westlichen Ländern heute zunehmend möglich, Leidenschaft und Arbeit zu vermischen oder zumindest mit Freude zur Arbeit zu gehen.
Aber mehr noch: Eine Arbeit, die uns Freude bereitet, ist eine Arbeit, in der wir Sinn finden. Angesichts der Gesundheitskrise sind wir zu bestimmten Ideologien zurückgekehrt, die über den reinen Kapitalismus hinausgehen. Beispielsweise glauben Wirtschaftsstudent*innen nicht mehr an das, was sie studieren, und bevorzugen eine Ausbildung in einem bodenständigen oder handwerklichen Beruf.
Sinn in all seinen Bedeutungen - Orientierung, Bedeutung, Kohärenz - schlägt sich in Energie, Motivation und Freude an dem nieder, was wir tun. Die Frage nach dem Sinn ist eng mit dem Menschsein verknüpft, und die Suche nach ihm zeigt sich zunehmend am Arbeitsplatz, wo sich heute, ob zu Recht oder zu Unrecht, ein Grossteil unserer Wünsche und Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung, Mitgestaltung und Nützlichkeit verkörpert.
Es gibt drei symptomatische Situationen, in denen sich Arbeitnehmende fragen, ob die Arbeit ihren Sinn verloren hat.
Es ist möglich, Leidenschaft und Arbeit zu vermischen oder zumindest mit Freude zur Arbeit zu gehen.
1. Das Gefühl der Nutzlosigkeit
Wem oder was nützt meine Arbeit und was wird damit gemacht? Diese Frage ist oft unbewusst, aber für uns Menschen allgegenwärtig, da wir ein grundlegendes Bedürfnis haben, zu wissen, warum wir tun, was wir tun.
Das Gefühl, nutzlos zu sein und seinen Beitrag zum Unternehmen nicht zu sehen, ist ein unerträgliches Gefühl. Und deshalb häufig der Auslöser für den Wunsch nach einer Umschulung.
2. Das ethische Leiden
Wenn die Kluft zwischen unseren zu erledigenden Aufgaben, ihrem Ergebnis und unserer moralischen Bewertung immer grösser wird, ist der Verlust des Sinns nicht weit.
Dasselbe gilt für die Entwicklung eines Unternehmens. Als Beispiel: Unternehmen laufen oft in Gefahr, nur auf den Wachstum zu fokussieren. So entfernen sie sich von ihrem eigentlichen Zweck.
3. Das Fehlen eines Gefühls für gut gemachte Arbeit
Wenn das Management mehr am Profit als am Sinn der Arbeit interessiert ist, fehlt bei den Mitarbeitenden ein gutes Gefühl.
Die Haltung vieler Mitarbeitenden hat sich geändert: Ihr wahres Anliegen besteht darin, Arbeit gut und im Einklang mit den eigenen Werten erledigen zu können. So ergibt sich ein Gefühl von Selbstachtung, was für berufliche Zufriedenheit unerlässlich ist.
Kennst du eine der drei Situationen? Dann kann es ein Zeichen sein, dass du über einen Jobwechsel nachdenken solltest.
Wenn du den Job mit einer Beziehung vergleichen magst: Manchmal ist eine einvernehmliche Scheidung von seinem Beruf deutlich besser.