Das tun Unternehmen für Millennials

Wie wir wo arbeiten und warum - unser Verhältnis zur Arbeit hat sich grundlegend geändert. Gerade in Zeiten des Fachkäftemangels bedeutet das ein Umdenken für die Unternehmen. Zwei Schweizer Firmen erzählen, wie sie mit dem Paradigmenwandel umgehen.

Junge Arbeitnehmende wollen eine sinnstiftende, anstatt eine sichere Arbeitsstelle. Frauen und Männer der Generationen Y und Z wollen flexibel und remote arbeiten. Ist das nicht gegeben, suchen sie eine neue Stelle.

So lauten die zentralen Ergebnisse des «Gen Z and Millennial Survey 2023» von Deloitte. Für die Studie wurden über 22‘000 Menschen in 44 Ländern befragt.

Sinn und Nachhaltigkeit sind wichtig

Auch Unternehmen in der Schweiz bemerken diese Veränderungen in der Haltung zur Arbeit. Das Verhältnis zur Arbeit habe sich verändert, bestätigt Thomas Frick, HR-Leiter von Siemens Schweiz. Früher habe man sich dem Arbeitgeber angepasst, heute würden sich die Arbeitnehmer mehr trauen, ihre persönlichen Interessen zu vertreten. «Für junge Arbeitnehmende ist es sehr wichtig, dass sie einen Arbeitgeber haben, hinter dem sie stehen können. Auch Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema», sagt Thomas Frick.

Doch er relativiert: «Schon immer kündeten jüngere Leute schneller und leichter als ältere. Sie wollen reisen, sich weiterbilden, etwas Neues kennenlernen.» Heute könnten sie das mit dem Wissen im Hintergrund tun, dass sie durch die aktuelle Marktlage schnell einen neuen Job finden.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie

  1. Identitätsgefühl: Millennials und Generation Z definieren sich nicht allein durch ihre Arbeit. Noch wichtiger bei der Bildung ihres Identitätsgefühls sind Freundinnen und Freunde sowie die Familie.
  2. Loyalität gegenüber dem Arbeitsgeber: Bei der Generation Z ist der Zeithorizont, über den sie bei ihrem aktuellen Arbeitgeber bleiben wollen, kürzer als bei Millennials. Fast die Hälfte der Befragten der Generation Z plant, ihre Stelle in den nächsten zwei Jahren zu verlassen, während ein Drittel der Millennials mehr als fünf Jahre bleiben will.
  3. Gründe für Arbeitgeberwechsel: In der Schweiz war für beide Generationen der Hauptgrund für die Kündigung ihrer letzten Stelle, dass die Arbeit nicht erfüllend oder sinnvoll war. Ein zu tiefer Lohn war im Vergleich zum europäischen Durchschnitt ebenfalls ein wichtiger Grund für die Kündigungsentscheidung der Arbeitnehmenden in der Schweiz.
  4. Flexibles Arbeiten: Millennials sehen mehr Vorteile in der Möglichkeit, ausserhalb der Geschäftsräume zu arbeiten. Die Generation Z bevorzugt hingegen eher die Arbeit vor Ort im Unternehmen. Dennoch möchten beide Generationen wählen können, wo sie arbeiten.
  5. Rückkehr ins Büro: 45 Prozent der Schweizer Generation Z, die derzeit hybride oder ganz ausserhalb des Büros arbeiten, würden sich eine neue Stelle suchen, wenn sie wieder in Vollzeit physisch im Büro anwesend sein müssten.
  6. Work-Life-Balance: Sowohl Millennials als auch Generation Z legen Wert auf die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Jeder und jedem Dritten gefällt die Vorstellung von einer verkürzten Wochenarbeitszeit. Sabbatical-Programme sind für Millennials und die Generation Z in der Schweiz von besonderem Interesse.
  7. Herausforderungen: Die steigenden Lebenshaltungskosten und der Klimawandel sind die grössten Sorgen der Generation Z und der Millennials in der Schweiz und in ganz Europa.

 

Die Arbeit dem Leben anpassen

Thomas Frick legt Wert drauf, «alle Generationen» abzuholen. Das bedeutet: «Wir legen den Fokus auf die neue Zeit, nicht auf die Generationen.» Denn wie er festgestellt hat, schätzen auch ältere Mitarbeitende flache Hierarchien und Mitspracherecht in ihren Arbeitsgebieten. Um am Trend der Zeit zu bleiben, bietet Siemens Schweiz alle Stellen im Teilzeit-Pensum an, auch Führungspositionen. Auch zwei bis drei Tage Homeoffice sei je nach Stellenprofil möglich. Denn wie durch die Studie belegt, erlebt auch Thomas Frick, dass Arbeitnehmende den Arbeitsort ihrer Lebenssituation anpassen wollen.

Nicht jeder Wunsch ist möglich

Nicht in allen Berufen und Arbeitssituationen sind flexible Arbeitszeiten und -modelle sowie Homeoffice möglich. Ein Beispiel ist die Produktionsstätte des Chemiekonzerns dsm-firmenich im Wallis.

Deshalb wurde nach anderen Wegen gesucht, den Bedürfnissen der Generation Y und Z entgegenzukommen: Für Mitarbeitende, die nicht im Schichtbetrieb arbeiten, gibt es die Möglichkeit von Teilzeitarbeit, unbezahltem Urlaub und frei wählbarer Arbeitszeit zwischen 6 und 22 Uhr. «Ein klares Muss damit wir attraktiv bleiben», sagt Eveline Walter, HR-Mitarbeitende bei dsm-firmenich.

Wer gehört zu welcher Generation?

Generation Y: zwischen 1980 und 1996 geborene
Generation Z oder Millennials: zwischen 1996 und 2010 geborene

Mit ihrem Wunsch nach Sinnhaftigkeit und Individualität am Arbeitsplatz unterscheiden sich jüngere Mitarbeitende von ihren älteren Kolleg*innen. Diese unterschiedlichen Prioritäten können auch zu Konflikten führen, wie Eveline Walter bestätigt. «Ältere Vorgesetzte haben die Erwartung, dass jüngere Mitarbeiter sehr lange im Werk bleiben», sagt sie. «Was die Erwartung an sich selbst ist, darf aber nicht die Erwartung an jüngere Mitarbeitende sein.»

Auf Angestellte hören

In Zeiten des Fachkäftemangels müssen Unternehmen unbedingt auf diese veränderten Bedürfnisse ihrer Angestellten eingehen. Die Autoren der Studie haben denn auch klare Handlungsempfehlungen: So sollen Unternehmen den Wünschen nach Flexibilität im Arbeitsmodell nachkommen und greifbare Entwicklungschancen bieten.

«Der Unternehmenszweck und die Werte ihres Unternehmens müssen klar sein und im Mittelpunkt des unternehmerischen Handelns stehen, wenn Sie talentierte Mitarbeitende für sich gewinnen wollen», schreiben sie in den Handlungsempfehlungen.

Autor*in

Manuela Donati

Manuela Donati

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