
Sicherheit für Mitarbeitende im Tieflohnbereich
Es ist eine unbestrittene Tatsache: Die Lebenskosten steigen stetig durch die Inflation. Kaum gestiegen sind hingegen die Löhne der Arbeitnehmer:innen, insbesondere im Tieflohnbereich. Die bescheidenen Lohnerhöhungen in den letzten Jahren gleichen die steigenden Lebenskosten kaum mehr aus.
Der Kaufmännische Verband Schweiz und Angestellte Schweiz fordern deshalb bis zu 4.5% mehr Lohn ab 2024. Dies gilt insbesondere für diejenigen Unternehmen, die letztes Jahr ihren Angestellten den vollen Teuerungsausgleich nicht gewährt haben. Das bedeutet: Jede unternehmerische Situation muss im geforderten Rahmen individuell betrachtet werden. Ausnahme sind Tieflohnberufe. Dort muss ein Reallohn-Verlust vermieden werden.
«Wer Fachkräfte halten will oder an Bord holen muss, der muss Geld bereitstellen.»
Weshalb muss sich besonders im Tieflohnsektor etwas tun?
Die stetig ansteigenden Lebenskosten treffen Menschen im Tieflohnsektor überproportional hoch und haben gravierende Folgen: Viele von ihnen haben schlicht keine finanziellen Reserven und Kapazitäten mehr. Deshalb muss im Tieflohnsektor ein Reallohn-Verlust vermieden werden. Die 300 Franken mehr pro Monat geben den Mitarbeitenden im Tieflohnbereich die Sicherheit, dass sie trotz Inflation und Teuerung am Ende des Monats nicht im Minus sind.
Weshalb sollten die Unternehmen auf die Forderungen eingehen?
Auf dem Arbeitsmarkt findet derzeit eine Machtverschiebung in Richtung Arbeitnehmende statt. Der Fachkräftemangel ist ein akutes Problem. Der Renteneintritt der Babyboomer und der mangelnde Nachwuchs werden den Fachkräftemangel in den kommenden Jahren weiter verschärfen.
«Unternehmen investieren in ihre eigene Zukunft, wenn sie attraktive Entlöhnung bieten», sagt Stefan Studer, Geschäftsführer von Angestellte Schweiz. «Wer Fachkräfte halten will oder an Bord holen muss, der muss Geld bereitstellen.» Denn noch nie waren so viele Leute willig, ihre Stelle zu wechseln. Und noch nie war der Zeitpunkt für sie so günstig, wie jetzt.
Was sind Konsequenzen, wenn es keine Lohnanpassungen gibt?
Wir sehen zwei zentrale Konsequenzen, wenn es keine Lohnanpassungen gibt.
- Die Kaufkraft der Menschen sinkt, was unmittelbare, negative Auswirkungen auf die Wirtschaft hat.
- Menschen in Tieflohnberufen sind von den stetig ansteigenden Lebenskosten überproportional betroffen. Ohne Lohnanpassungen können sie das Leben schlichtweg nicht mehr leisten. Sie rutschen in die Armutsfalle. Wir haben eine gesellschaftliche Verantwortung, sie davor zu schützen.
Weshalb kommunizieren der Kaufmännische Verein und Angestellte Schweiz die Lohnforderungen gemeinsam?
Der Kaufmännische Verein und Angestellte Schweiz sind beides Angestellenverbände mit langer Tradition, schweizweiter Präsenz und Fokus auf Stärkung der Arbeitnehmenden durch faire Arbeitsbedingungen und Weiterbildung. Diese Kompetenzen wollen wir gemeinsam für die Arbeitnehmenden im Mittelstand einsetzen.
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