Homeoffice: Gekommen, um zu bleiben
Der Anteil der Berufsleute in Dienstleistungs- und Wissensberufen,
die regelmässig im Homeoffice arbeiten, ist in den letzten vier Jahren von rund 30% auf fast 90% gestiegen.
Die Mehrheit bevorzugt 2-3 Tage Homeoffice pro Woche. Das zeigt die aktuelle Umfrage unter den 85 000 Mitgliedern der plattform-Verbände.
Arbeitsgesetz der Realität anpassen
Das geltende Arbeitsgesetz ist auf fixe Arbeitszeiten im Betrieb ausgelegt. «Die Anpassung des Gesetzes an die gelebte Realität flexibler Arbeitsmodelle und Lebenswelten ist dringend notwendig, um den veränderten Bedürfnissen und Erwartungen der Erwerbstätigen und Arbeitgebenden gerecht zu werden», sagt Ursula Häfliger, Geschäftsführerin der plattform. «Diese potenzielle Flexibilisierung der Arbeit darf jedoch nicht auf Kosten der Gesundheit geschehen und deshalb muss bei der Gesetzesänderung besonderes Augenmerk auf den Gesundheitsschutz gelegt werden. Der Entgrenzung der Arbeit müssen gewisse Grenzen gesetzt werden.»
Im Kontext der aktuellen Debatte um die parlamentarische Initiative fordern wir die Politik dazu auf, sorgfältig zu prüfen, bevor sie das Arbeitsgesetz anpasst. Wir warnen ausdrücklich vor Gesetzesänderungen, die die Gesundheit der Arbeitnehmenden gefährden könnten. (Einschub der Redaktion am 11. Dezember 2024).
Homeoffice stärkt Wohlbefinden und Balance
Aus der plattform-Umfrage geht hervor, dass Erwerbstätige, die regelmässig im Homeoffice arbeiten, deutlich zufriedener mit ihrer Arbeitsautonomie sind, was nach zahlreichen wissenschaftlichen Studien Stress ausgleichen kann. Umgekehrt sind Personen, die mehr im Homeoffice arbeiten möchten, dies aber nicht dürfen oder können, sehr viel unzufriedener mit ihrer Work-Life-Balance. Als wichtigste Faktoren für die Erholung nennen die Befragten Homeoffice-Möglichkeiten und feste Zeiten der Nichterreichbarkeit. «Das zeigt
eindrücklich, dass Flexibilität verbunden mit klaren Grenzen der Schlüssel für das Gelingen von Homeoffice ist», erklärt Häfliger
Mehr lesen: Was gilt alles als Arbeitszeit?
Doppelbelastung macht krank
Die Ergebnisse verdeutlichen auch die Herausforderungen einer Doppelbelastung von Erwerbsarbeit und Familienarbeit (resp. Care-Arbeit). Die befragten Berufsleute arbeiten viel für ihre Arbeitgebenden oder ihre eigene Firma: die Mehrheit mehr als 42 Stunden pro Woche. Darüber hinaus erreichen rund 20% eine sehr hohe wöchentliche Gesamtbelastung durch bezahlte und unbezahlte Arbeit von mehr als 58 Stunden. Diese hohe Gesamtbelastung steigert nachweislich das Risiko für Erkrankungen. In der Arbeitsmedizin unbestritten ist auch die ausgleichende Rolle von selbstbestimmter Flexibilität auf Stressoren. Die plattform-Umfrage liefert somit klare Hinweise darauf, wie die Arbeitsbelastung und die Zufriedenheit in Bezug auf Flexibilität und Work-Life-Balance miteinander verbunden sind.
Flexibilität und Gesundheitsschutz gewährleisten
Die in der Vernehmlassungsvorlage der Kommission des Ständerats vorgeschlagenen Regelungen der Arbeit im Homeoffice entsprechen in weiten Teilen den Vorschlägen der plattform nach ihrer letzten Umfrage zum Homeoffice 2020. Sie schaffen nicht nur mehr Flexibilität, sondern setzen auch Grenzen und
Schutzmechanismen für die Arbeitnehmenden.
Gewisse Aspekte müssen jedoch auf jeden Fall berücksichtigt werden:
- Die gesetzliche Regelung soll für alle Angestellten gelten, welche im Homeoffice arbeiten können und wollen.
- Die Ruhezeiten müssen so geregelt werden, dass eine Erholung auch möglich und realistisch ist: Unterbrechungen und Sonntagsarbeit sind dabei nicht förderlich.
- Die Regelung der Nichterreichbarkeit ist gesundheitserhaltend und deshalb unabdingbar.
- Die Aufnahme des Telearbeitsvertrags ins Obligationenrecht, inkl. Regelungen zum Gesundheitsschutz, definiert die Leitplanken der Arbeit im Homeoffice für Unternehmen und ihre Angestellten und ist zwingend erforderlich.
Die plattform fordert klare gesetzliche Regelungen, die Homeoffice als Bestandteil der modernen Arbeitswelt sichern, die Flexibilität der Arbeit berücksichtigen und einen adäquaten Gesundheitsschutz gewährleisten.
Mehr lesen: So gelingt Boundary Management
Über die Umfrage
Die politische Allianz «die plattform» wurde 2016 gegründet und setzt sich für innovative Lösungen in bildungs-, sozial- und wirtschaftspolitischen Dossiers ein.
An der Umfrage nahmen 1843 Mitglieder der plattform-Verbände Kaufmännischer Verband Schweiz, Angestellte Schweiz,
Swiss Leaders, SwissAccounting, Zürcher Gesellschaft für Personal-Management ZGP, Sales Swiss,
Kaderverband des öffentlichen Verkehrs KVöV und Swiss Engineering teil.
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Autor*in
Manuela Donati
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