Schnüffelpause statt Burnout

Vor tausenden von Jahren begann ihre Beziehung zu uns, zuerst als reine Zweckgemeinschaft: Hunde halfen bei der Jagd, Katzen hielten Vorräte frei von Nagetieren. Doch heute? Haustiere sind nicht mehr nur Helfer, sondern echte Familienmitglieder geworden. Dies haben auch Arbeitgeber festgestellt.

Wolf im Schafspelz

15.000–10.000 v. Chr. wurden Wölfe als erste Tiere domestiziert: zu Haushunden, die bei der Jagd halfen und Schutz boten. Katzen wurden in Ägypten zunächst als Mäusejäger geschätzt, bevor sie als heilige Tiere verehrt wurden. In europäischen Adelshäusern und im Bürgertum wurden Haustiere auch zum Statussymbol. Exotische Tiere galten als Zeichen von Prestige, während Hunde, Katzen und Pferde zunehmend als Begleiter geschätzt wurden.

Der alte Fritz und sein Hund

Viele Adelige waren für ihre Tierliebe bekannt, darunter Preussenkönig Friedrich II. Bei seinem Regierungsantritt liess er seinen 4000 Pferden Namen geben. Peitsche und Sporen waren an seinem Hof tabu. Während seine Kriegsführung als brutal galt, zeigte er eine fast groteske Zuneigung zu seinen Hunden. So unterbrach er einen Feldzug, als seine Hündin Alcmène starb, liess sie exhumieren, ausstopfen und verabschiedete sich tränenreich. Seit 1991 ruht Friedrich II. neben seinen Hunden auf der Terrasse von Schloss Sanssouci.

Mein Familienmitglied!

Im 21. Jahrhundert haben Haustiere längst den Status reiner Nutztiere hinter sich gelassen. In vielen Haushalten sind sie vollwertige Familienmitglieder mit eigener Persönlichkeit. Sie spenden Trost und kommen in der tiergestützten Therapie zum Einsatz. Eine aktuelle Studie bestätigt die grosse emotionale Bedeutung von Haustieren: 96 Prozent der Befragten geben an, dass ihre Tiere ihr Wohlbefinden positiv beeinflussen. Zudem sehen 83 Prozent ihr Haustier als individuelle Persönlichkeit. 

Insekten im Napf

Parallel wächst das Bewusstsein für Tierschutz und ethische Fragen, etwa im Hinblick auf Massenzucht oder nachhaltige Tierernährung. Alternative Proteinquellen rücken immer stärker in den Fokus und sind längst kein Nischenthema mehr. So würden rund 50 Prozent der Hunde- und Katzenbesitzer alternative Proteine in Betracht ziehen, wenn sie preislich attraktiv sind und 49 Prozent können sich vorstellen, Insekten zu füttern. 

Geht die KI künftig Gassi?

Künstliche Intelligenz erleichtert den Alltag von Tierhaltern heute schon auf vielfältige Weise. Smarte Futterautomaten passen die Futtermenge individuell an das Gewicht und Aktivitätslevel des Tieres an. KI-basierte Gesundheitsmonitore erfassen Bewegungsdaten und warnen bei ungewöhnlichem Verhalten oder gesundheitlichen Auffälligkeiten. In der Telemedizin ermöglichen Plattformen schnelle Ferndiagnosen durch KI-gestützte Bildanalyse und auch Beratung.  

Mein Tier im Büro

Immer mehr Unternehmen erkennen die Vorteile einer haustierfreundlichen Arbeitsumgebung. Bürohunde können nachweislich Stress reduzieren, die Teamdynamik stärken und sogar die Produktivität fördern. Doch es gibt auch Herausforderungen: Hygienevorschriften, Allergien und arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen müssen berücksichtigt werden.

Während einige Unternehmen bereits flexible Arbeitsmodelle mit Homeoffice-Regelungen oder tierfreundlichen Bürokonzepten schaffen, bleibt die Integration von Haustieren am Arbeitsplatz ein Balanceakt.

Mehr Wohlbefinden, weniger Ausfälle

Und noch eins drauf: Studien zeigen, dass Tierbesitzer seltener krank sind – ihr Immunsystem ist oft stärker, und sie verbringen mehr Zeit an der frischen Luft. Zudem sorgen Haustiere für feste Routinen, die sich positiv auf den Arbeitsalltag auswirken. Unternehmen mit einer haustierfreundlichen Kultur oder Homeoffice-Optionen profitieren von stressresistenteren und verantwortungsbewussteren Mitarbeitenden. 

Gradwanderung: Bezahlter Tag, wenn das Tier stirbt

Allerdings gibt es in der Schweiz keine gesetzliche Regelung für einen bezahlten Tag beim Tod eines Haustiers. Die Literatur zeigt es: Es ist ein spannendes Thema, welches bei Personalchef*innen intensiv diskutiert wird. Bisher gibt es Pro und Contra, aber noch keinen Konsens. 

Fazit

Unsere Beziehung zu Haustieren hat sich im Laufe der Geschichte stark gewandelt – von Jagdhelfern und Mäusefängern zu vollwertigen Familienmitgliedern. Heute beeinflussen sie nicht nur unser Privatleben, sondern zunehmend auch die Arbeitswelt. Während flexible Modelle wie Homeoffice und tierfreundliche Büros bereits Realität sind, stellen sich neue Fragen: Können Unternehmen noch stärker auf die Bedürfnisse von Tierhaltern eingehen? Gehört ein "Tiertrauerurlaub" irgendwann zur Personalpolitik? Eines ist sicher: Nimmt das Leitbild der Grossfamilie weiter ab, wird die Bedeutung von Haustieren weiter zunehmen – und mit ihr die Diskussion, wie wir Leben, Arbeit und Tierliebe in Einklang bringen.  

Quellen:

Haustierstudie 2024 - HorseFuturePanel

https://www.deine-gesundheitswelt.de/balance-ernaehrung/tierisch-gesund

Sollen Mitarbeitende frei bekommen, wenn ihr Haustier stirbt? | hrtoday.ch

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