Schweiz: Stark durch Vielfalt

«Insgesamt bereue ich keine Minute, die ich in der Schweiz lebe. Wichtig ist jedoch, dass man sich hier wirklich wohlfühlt – denn allein vom Geld kann der Mensch nicht leben. Am Ende muss es sich für euch einfach richtig anfühlen.»
Katharina Kogan ist seit 2017 in der Schweiz berufstätig. Aktuell arbeitet sie als SAP Product Owner/ Produktverantwortliche in der Organisation und Informatik Zürich (OIZ), Stadt Zürich. Sie ist gebürtige Ukrainerin, hat vor ihrem Aufenthalt in der Schweiz in Freiburg im Breisgau gelebt und dort Mikrosystemtechnik studiert.
Wie überall gibt es auch in der Schweiz schwarze Schafe, doch insgesamt habe ich sehr positive Erfahrungen mit meinen Kolleg*innen gemacht. Die Schweizer*innen habe ich als eher zurückhaltend erlebt, aber auch als unglaublich hilfsbereit. Meine direkte Art hat mir allerdings manchmal Schwierigkeiten bereitet – denn direkt zu sein, insbesondere bei der Arbeit – gehört nicht unbedingt zur Schweizer Kultur. 😊
Da ich nach meinem Studium in Deutschland nur zwei Jahre in der Medizintechnik gearbeitet habe – in einem amerikanisch geprägten Unternehmen –, habe ich nicht allzu viele Vergleichsmöglichkeiten. Dennoch habe ich die Arbeitswelt in der Schweiz als etwas traditioneller empfunden, mit klaren Hierarchien und längeren Entscheidungsprozessen.
Traut euch! Die Schweiz ist ein wunderbares Land, in dem ich viele tolle Menschen kennengelernt und beeindruckende Landschaften lieben gelernt habe. Bewerbungen können anfangs herausfordernd sein, doch Absagen sollten euch nicht demotivieren – sie helfen euch, den Markt und die Kultur besser zu verstehen. Seht es wie Online-Dating: Irgendwann kommt das richtige Unternehmen, das euch an die Hand nimmt.
Insgesamt bereue ich keine Minute, die ich in der Schweiz lebe. Wichtig ist jedoch, dass man sich hier wirklich wohlfühlt – denn allein vom Geld kann der Mensch nicht leben. Am Ende muss es sich für euch einfach richtig anfühlen.
Ich hätte meinen Umzug in die Schweiz besser vorbereiten sollen – sowohl organisatorisch als auch mental. Einige Dinge, wie die Bedeutung der Probezeit oder die etwas andere Kommunikation im Berufsleben, hätte ich gerne früher verstanden.
Eines Tages meinte eine Kollegin zu mir: «Hol doch rasch einen Schemel.» Ich verstand nur Bahnhof und fragte mich, warum ich jetzt so ein Möbelstück besorgen sollte. Ich stellte mir einen grossen, rustikalen Holzstuhl vor.
Als ich dann ratlos zurückfragte, zeigte sie lachend auf einen kleinen Hocker. In der Schweiz ist ein Schemel einfach ein niedriger Sitz oder eine kleine Trittleiter – und kein antikes Möbelstück aus Grossmutters Stube. Seitdem weiss ich: Nicht alles, was nach Hochdeutsch klingt, bedeutet in der Schweiz das Gleiche! 😄
«Die Beherrschung der Landessprachen Deutsch, Französisch und Italienisch hat mir ebenfalls geholfen, mich besser zu integrieren und mich schneller in der Schweizer Arbeitswelt zurechtzufinden.»
Wer ist Sorina?
Sorina Riepl arbeitet seit 2014 in der Schweiz und ist aktuell für die Sulzer Management AG als Team Assistant Flow Division Management tätig. Sie wurde in Bukarest in Rumänien geboren, hat dort studiert und den Master of Arts International Business in Hotel & Tourism Management erfolgreich in der Schweiz abgeschlossen.
Mein Einstieg in die Berufswelt in der Schweiz vor zehn Jahren war herausfordernd, da die Zulassung von Erwerbstätigen aus der EU zu dieser Zeit nicht einfach war. Zu Beginn meiner Karriere in der Schweiz erhielt ich sowohl beruflich als auch private Unterstützung. Die grösste Unterstützung erhielt ich von meinem ersten Arbeitgeber. Während meines Masterstudiums in der Hotellerie absolvierte ich ein Internship-Programm in Zürich, woraufhin mir mein Arbeitgeber eine Festanstellung anbot. Diese Erfahrung hat mir Türen für weitere berufliche Möglichkeiten geöffnet. Zudem hat mir mein Mann, der in der Schweiz geboren und aufgewachsen ist, die Schweizer Kultur nähergebracht. Besonders hervorzuheben ist auch mein Sprachtalent. Die Beherrschung der Landessprachen Deutsch, Französisch und Italienisch hat mir ebenfalls geholfen, mich besser zu integrieren und mich schneller in der Schweizer Arbeitswelt zurechtzufinden.
Mein Netzwerk erstreckt sich über verschiedene Ebenen: innerhalb meines Unternehmens, durch Beziehungen zu Fachleuten sowie durch meine Weiterbildungen, die ich besuche. Derzeit erweitere ich mein berufliches Netzwerk durch Kontakte zu Experten aus der Eventmanagement-Branche im Rahmen meines CAS-Studiums, um die neuesten Trends in meinem Arbeitsbereich umzusetzen. Ausserdem ist es für mich wertvoll, einen sachkundigen Mentor in der Arbeitswelt zu haben, der über fundiertes Hintergrundwissen verfügt, die Karriere fördert und gleichzeitig das Netzwerk beider Seiten erweitert. Kontaktfreude, Authentizität und Ehrlichkeit sind für mich der Schlüssel, um Vertrauen in einem Netzwerk aufzubauen.
Die Konsenskultur in der Schweiz prägt die Zusammenarbeit im Arbeitsalltag. Besonders wichtig ist dabei die Kommunikation mit Kolleg*innen aus unterschiedlichen Kulturen, um alle Beteiligten einzubeziehen und eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu fördern. Da ich ursprünglich eine direktere und weniger abstimmungsorientierte Kultur gewohnt war, musste ich mich zunächst mit dieser Arbeitsweise zurechtfinden.
Die Schweiz bietet eine Unternehmenskultur mit flexiblen Arbeitszeiten, die eine ausgewogene Work-Life-Balance ermöglicht. Erst seit ich Mutter eines dreijährigen Sohnes bin, habe ich die Vorteile der Arbeitsbedingungen für Teilzeitangestellte entdeckt und schätze sie besonders. Die Teilzeit bietet mir auch mehr Zeit für Weiterbildungen, die langfristig meine Karrierechancen verbessern.
Der „Smalltalk“ als Ausdruck von Höflichkeit spielt eine wichtige Rolle. Mir Zeit für meine Gesprächspartner*innen zu nehmen und nicht mit der Tür ins Haus fallen. Ich nehme mir bewusst Zeit für mein Gegenüber und starte Gespräche mit der Erkundigung nach dem Wohlbefinden zum Beispiel, anstatt direkt zur Sache zu kommen – denn Smalltalk hilft natürlich auch die Beziehungen zu pflegen.