So empfängst du Feedback ohne Frust
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Jürgen will seine Kundenberaterin, die in schwierigen Verhandlungen mit Kunde X steckt, aufmuntern und sagt mit einem Schulterklopfen: «Trete ruhig selbstbewusster auf!» Sie schaut ihn zuerst verwirrt an und dann betreten auf den Boden. Schliesslich stammelt sie: «Tut mir leid.»
Das ist überhaupt nicht die Reaktion, die Jürgen erwartet hat. Jetzt ist auch er verwirrt und fragt sich, was denn falsch war. Er wollte aufmuntern, nicht kritisieren. Er denkt «dann lass ich es eben bleiben» und trottet in sein Büro.
So wie Jürgen geht es uns oft. Wir geben eine Rückmeldung und sie wird missverstanden. Das Beispiel zeigt, dass sogar gut gemeintes Feedback komplett falsch ankommen kann. Im schlimmsten Fall setzt man mit ungeschicktem Feedback als Führungsperson seine Beziehung zu den Mitarbeitenden aufs Spiel.
Sollen wir es also so machen wie Jürgen und keine Feedbacks mehr geben? Auf keinen Fall! Feedback geben ist wichtig und bringt Organisationen voran. Wir Menschen lernen aus Feedbacks, sie können uns motivieren und helfen, uns besser zu verwirklichen.
Gib darum als Führungsperson regelmässig Feedback, und nicht etwa nur einmal im Jahr! Wir sagen dir, wie es gelingt, Feedback richtig zu geben.
Wendest du die folgenden Regeln an, stösst dein Feedback auf offene Ohren:
Sind dir das zu viele Regeln? Dann empfehlen wir dir ein schnelles Verfahren, die WWW-Regel. Die drei «W» stehen für: Wahrnehmung schildern, Wirkung erläutern, Wunsch formulieren.
Die Anwendung ist ganz einfach und lässt sich am besten an einem Beispiel aufzeigen:
Statt zu sagen «Jetzt kommst du schon wieder zu spät zum Meeting» sagst du:
Du wirst sehen, in der WWW-Variante entfaltet das Feedback eine ganz andere Wirkung!
Wir möchten dir an dieser Stelle noch etwas Wichtiges auf den Weg geben: Sei dir bewusst, dass die Feedbackempänger*innen frei sind, mit deinem Feedback zu machen, was sie wollen. Wenn sie dein Feedback beherzigen, dann Gratulation: du hast dein Ziel erreicht!
Wenn sie dein Feedback in den Wind schlagen, dann sei nicht enttäuscht. Feedbacks sind nämlich keine Befehle. Es ist den Empfänger*innen überlassen, was sie damit anfangen. Aber wenn du dein Feedback mit Hilfe unserer Regeln richtig anbringst, wird es schon seine Wirkung haben.
Bestimmt möchtest du jetzt noch wissen, was Jürgen besser gemacht hätte, hätte er die Feedbackregeln gekannt. Er hätte er sein Feedback etwa so formuliert: «Ich sehe, dass dir Kunde X bei den Verhandlungen Schwierigkeiten macht. Du machst deine Sache bestens. Aus meiner Warte ist es völlig in Ordnung, wenn du unsere Position selbstbewusst vertrittst. Bitte komme zu mir, wenn du nicht mehr weiterkommst. Gerne gebe ich dir Unterstützung.»
Jürgen würde auch nicht mehr einfach aufgeben, wenn sein Feedback eine andere Reaktion als die erwartete auslöst. Er würde er mit gezieltem Nachfragen sicherstellen, dass sein Feedback korrekt verstanden wird.
Was Jürgen jetzt kann, kannst du auch!