Schweiz: Stark durch Vielfalt

Ausländische Arbeitskräfte tragen zwar wesentlich zur Entwicklung und zum Wohlstand der Schweiz bei, ihre Anwesenheit wirft aber auch Fragen zur Integration, zur Regulierung des Arbeitsmarktes und zu den Auswirkungen der Migrationspolitik auf.

Die Schweiz verfügt über einen dynamischen Markt und eine offene Wirtschaft. Sie liegt im Zentrum Europas und ist bekannt für die Qualität ihrer Industrie, ihre überdurchschnittlichen Löhne und ihr angenehmes Lebensumfeld. Daher machen Menschen ausländischer Herkunft einen grossen Teil unserer Bevölkerung aus und unserer Arbeitskräfte. Könnten wir auf sie verzichten?

Präsenz nach Sektoren

Studien zeigen, dass Arbeitnehmer*innen aus englischsprachigen Ländern sowie aus Frankreich, Deutschland und Österreich über ein Bildungsniveau verfügen, das über dem Durchschnitt der Schweizer Bevölkerung liegt: Unternehmen suchen gut ausgebildete Fachkräfte, deren Profile auf dem lokalen Markt nicht leicht zu finden sind. Die Migration ist daher ein grosser Vorteil in Zeiten des Fachkräftemangels, zumal Expats in diesen Fällen bereits mit einem Abschluss in der Tasche ankommen, was die Ausbildungskosten für das Land senkt. So kommen beispielsweise 51 % der Mathematiker*innen und Statistiker*innen aus dem Ausland, 35 % der Ärzt*innen und 46 % der Finanzanalyst*innen.

In anderen Branchen wie dem Baugewerbe oder der Gastronomie sind Migrant*innen hinsichtlich der wirtschaftlichen Bedürfnisse ebenso unverzichtbar. 60 % der Maurer*innen sind ausländischer Nationalität; dies gilt auch für 70 % der Küchenhilfen, 55 % der Beschäftigten in der Bodenindustrie und 28 % des Pflege- und Betreuungspersonals. Die Berufe, in deren Teams die wenigsten Ausländerinnen und Ausländer vertreten sind, sind Polizei und Landwirtschaft (1 bis 2 %).

Eine Politik, die zwischen Offenheit und Einschränkungen schwankt

Die derzeit neu ausgehandelten bilateralen Abkommen mit Europa lösen heftige Debatten aus, aber das zwiespältige Verhältnis der Schweiz zu ihrer ausländischen Bevölkerung ist nicht neu. Die direkte Demokratie macht dies deutlich: Seit 1945 gibt es mehr als 40 Volksinitiativen, die Migrationsfragen betreffen. Die bekanntesten, die knapp abgelehnt wurden, stammen aus der Wirtschaftskrise der 1970er-Jahre und schlugen vor, die Zahl der im Land lebenden Ausländer*innen auf 10 % zu begrenzen. Damals waren vor allem italienische Arbeitskräfte betroffen, und das feindliche Klima veranlasste 300'000 von ihnen, in ihr Land zurückzukehren. Im Jahr 2014 wurde die Initiative der SVP «gegen Masseneinwanderung» vom Volk angenommen, aber ihre Umsetzung erforderte Kompromisse, um sie mit den bilateralen Abkommen vereinbar zu machen.

Die Ergebnisse dieser Abstimmungen nach Kantonen zeigen im Prinzip, dass die Akzeptanz der ausländischen Bevölkerung in städtischen Regionen mit einer hohen Präsenz von Ausländer*innen höher ist – mit Ausnahme des Tessins. Die Befürchtungen, die zu einer Begrenzung der Migration führen, beziehen sich oft auf den Druck auf die Löhne, die Beschäftigungsquote und die Zahl der leerstehenden Wohnungen, die Verwässerung der kulturellen Identität der Schweiz oder die Zunahme der Kriminalität.

Integration und Chancengleichheit

Laut BFS liegt der Medianlohn der ausländischen Bevölkerung 1000 CHF unter dem der Schweizer.*innen. Ein nicht unerheblicher Unterschied, aber weniger bedeutend als in anderen Ländern mit vergleichbarer Einwanderungsrate.* Bei den reglementierten Berufen besteht das Hauptproblem nach wie vor in der Anerkennung von Diplomen. Die Schweiz ist bekannt für ihre guten Schulen; manchmal herrscht der Glaube vor, dass eine im Ausland absolvierte Ausbildung nicht den gleichen Wert in Bezug auf die Kompetenzen hat. Darüber hinaus ist die Anerkennung eines von einer ausländischen Schule – und darüber hinaus ausserhalb der Europäischen Union – ausgestellten Abschlusses mit einem strengen Verwaltungsverfahren beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI verbunden. Sprachbarrieren, Unkenntnis des Systems oder ein weniger ausgedehntes berufliches Netzwerk können auch die Möglichkeiten der beruflichen Entwicklung von Migrant*innen blockieren.

Ausbildung und Netzwerk

Angestellte Schweiz vertritt Berufsfelder, in denen es viele Arbeitskräfte aus dem Ausland gibt; wir setzen uns für Chancengleichheit in der Arbeitswelt ein. Unsere Weiterbildungen zu KI oder beruflicher Vorsorge ermöglichen es, auf dem Markt wettbewerbsfähig zu bleiben und die Feinheiten des Schweizer Systems besser zu verstehen. Unsere Veranstaltungen bieten die Möglichkeit, das Netzwerk zu erweitern. Und um das Thema zu vertiefen, haben wir zwei unserer im Ausland lebenden Mitglieder getroffen, damit sie uns erzählen können, wie sie sich in der Schweiz integriert haben. Verpasse nicht unseren Artikel, indem du auf den untenstehenden Link klickst.

Autor*in

Laure Fasel

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