Ausländer in der Schweiz: Wer sind sie?

Die «Ausländer der Schweiz» bilden keine homogene soziale Kategorie, ganz im Gegenteil. Schon die Bezeichnung ist schwer zu definieren, vor allem in einem Land, das für seine Vielfalt bekannt ist. Hier sind einige Zahlen, um mehr Klarheit zu schaffen.

Vor 1848 war ein Walliser, der in den Kanton Bern zog, ein «Ausländer»: In Bezug auf die Staatsbürgerschaft gab es nur kantonale Rechte, und der Schweizer Pass existiert erst seit 1915. Darüber hinaus war die Schweiz zunächst eher ein Auswanderungs- als ein Einwanderungsland. Im 19. Jahrhundert liessen sich Schweizer Kolonien, die aus Familien bestanden, die vor der Armut flohen, in den verschiedensten Teilen der Welt nieder: in Südamerika, den Vereinigten Staaten oder sogar in Ägypten.

Parallel dazu begann die Einwanderung von Arbeitnehmer*innen aus dem Ausland in bestimmten Wirtschaftssektoren, zum Beispiel in den Bereichen Universitäten, Technologie und Bauwesen - insbesondere des Eisenbahnnetzes. Die wichtigsten Tunnel am Lötschberg, am Gotthard und am Simplon wurden von überwiegend ausländischen und oft saisonalen Arbeitskräften gebaut.

 

Wie sieht es heute aus?

Die neuesten Zahlen des BFS (2023) zeigen, dass von den 8,9 Millionen Einwohner*innen der Schweiz, 2,4 ausländischer Nationalität sind. Unabhängig vom Pass haben 40 % der Gesamtbevölkerung ab 15 Jahren einen Migrationshintergrund. Die Kriterien, die zur Bestimmung dieses Migrationsstatus herangezogen werden, sind das Geburtsland, die Staatsangehörigkeit (gegenwärtig und bei der Geburt) sowie die Variablen des Geburtslandes beider Elternteile. Von diesen 40 % gehören 8 % zur zweiten Generation.

Woher kommen die Menschen ausländischer Herkunft? In der Schweiz leben Menschen aus 190 Nationen, aber 80 % von ihnen stammen aus europäischen Staaten. Die am stärksten vertretenen Länder sind Deutschland und Italien, gefolgt von Portugal, Frankreich und dem Kosovo. Dies beeinflusst die Sprachenvielfalt des Landes: 55 % der Bevölkerung sprechen zu Hause Schweizerdeutsch, 23 % Französisch, 11 % Hochdeutsch, 7 % Italienisch, 6 % Englisch und 3 bis 4 % Albanisch oder Portugiesisch.

Verteilung nach Region

Die Verteilung der ausländischen Personen auf das gesamte Gebiet ist sehr heterogen, und in den städtischen Zentren, insbesondere in der Region Zürich und im Genferseebogen, ist der Anteil der Migranten an der Gesamtzahl der Einwohner*innen der Gemeinden am höchsten. Zum Vergleich: In einigen Bergdörfern des Kantons Uri beträgt der Ausländeranteil 1 %, in der Stadt Renens im Westen von Lausanne 51 %. Darüber hinaus sind die höchsten Raten der Schweiz in den Tourismusregionen zu finden (55 % in Täsch, neben Zermatt).

Es überrascht nicht, dass einige Gemeinschaften dort sehr stark vertreten sind, wo eine ähnliche Sprache wie in ihrem Herkunftsland gesprochen wird. So sind Franzosen und Portugiesen in der Westschweiz sehr präsent und Menschen aus Deutschland in der Deutschschweiz.

Die Frage der Einbürgerung

Der Anteil ausländischer Personen in der Schweiz gehört zu den höchsten in Europa, aber 20 % von ihnen sind in der Schweiz geboren, 40 % leben seit 15 Jahren oder länger hier und 15 % seit 30 Jahren oder länger. Somit beeinflusst unsere eher strenge Einbürgerungspolitik die Statistiken. Um die Staatsbürgerschaft zu erhalten, schreibt die aktuelle Gesetzgebung einen C-Ausweis und einen Mindestaufenthalt von zehn Jahren auf dem Staatsgebiet vor, davon mindestens drei in den fünf Jahren vor der Antragstellung. Zu den weiteren Bedingungen gehören die Kenntnis mindestens einer Landessprache, das Fehlen einer Verurteilung aus schwerwiegenden Gründen und das Fehlen von Sozialhilfe in den letzten Jahren. Eine Volksinitiative fordert eine Lockerung der Zugangsvoraussetzungen hinsichtlich der Aufenthaltsdauer.

Autor*in

Laure Fasel

Laure Fasel

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