Fokus auf Schichtarbeit und Nachtarbeit

In der Industrie ist Teamarbeit mit kontinuierlicher Anwesenheit keine Seltenheit. Was sagt das Gesetz, wenn es darum geht, zu Zeiten zu arbeiten, in denen andere schlafen? Und was denken die Ärzt*innen darüber?

Die Motion zur Sonntagsöffnung von Geschäften belebt die Debatte über die gesundheitlichen Folgen unregelmässiger Arbeitszeiten. Nach Angaben des Bundesamt für Statistik BFS arbeiten 17 % der Erwerbstätigen regelmässig abends und 6 % nachts. Dies kann Vorteile haben: Lohnausgleich, Optimierung der Kinderbetreuungskosten... Die Medizin zeigt jedoch, dass die Auswirkungen auf den Körper auf lange Sicht nicht unerheblich sind.

Zunächst einige Definitionen

Schichtarbeiter*innen bezeichnet Gruppen von Arbeitnehmenden, die sich nach einem festgelegten Zeitplan an einem Arbeitsplatz abwechseln. Von «Nachtarbeit» spricht man zwischen 23 und 6 Uhr morgens, von «Abendarbeit» zwischen 20 und 23 Uhr. Kontinuierliche Arbeit bedeutet eine ununterbrochene Anwesenheit vor Ort, jeden Tag und rund um die Uhr.

Bestimmte Sektoren wie das Gesundheits- oder Transportwesen sind logischerweise betroffen. In der Industrie wird die kontinuierliche Produktion unter anderem eingeführt, um der Marktnachfrage gerecht zu werden, Produktverschlechterungen zu vermeiden oder automatisierte Prozesse zu optimieren. In Unternehmen, die in Schichten arbeiten, dauern die Rotationszyklen in der Regel 4 bis 16 Wochen, maximal 20 Wochen.

Ein reiner Nachtbetrieb ist nur unter aussergewöhnlichen Umständen möglich: Anforderungen des Berufs (Bäckerei, Zeitungsdruckerei), Unmöglichkeit, genügend qualifiziertes Personal für den Wechselschichtbetrieb zu rekrutieren, Bereitschaft der betroffenen Mitarbeiter*innen aus persönlichen oder familiären Gründen. In jedem Fall muss jede*r, die*der ohne Wechselschicht in der Nacht arbeitet, seine Zustimmung schriftlich bestätigen.

 

Ist Schichtarbeit gesund?

Tatsächlich werden die Funktionen des Körpers wie Wachheit, Schlaf, Körpertemperatur und Appetit von einer inneren Uhr gesteuert, die unseren Organismus wie eine Dirigentin leitet. Die Forschung hat gezeigt, dass diese Zyklen unabhängig von Lichtverhältnissen oder Zeitmarken etwa 24 Stunden dauern. Effizient zu sein in der Nacht ist also nicht nur eine Gewohnheit, die man sich aneignen muss: Biologisch sind wir nicht darauf programmiert, um zwei Uhr morgens leistungsfähig zu sein.

Was sagen Gesundheitsexpert*innen dazu? Es überrascht nicht, dass Menschen, die im Schichtbetrieb arbeiten, leicht zu chronischem Schlafmangel neigen. Was die Ernährung betrifft, begünstigt die Verschiebung der Mahlzeiten bestimmte Stoffwechselstörungen wie Übergewicht oder Diabetes. Mehrere Studien zeigen auch einen Zusammenhang zwischen längerer Nachtarbeit und Herz-Kreislauf- und/oder Krebserkrankungen. Schliesslich sind auch die Risiken für die psychische Gesundheit wie soziale Isolation, Stress und Angstzustände zu berücksichtigen.

 

Die Gesetzeslage zur Schichtarbeit

Die schweizerische Gesetzgebung regelt Nacht- und Schichtarbeit streng, um ihre negativen Auswirkungen zu begrenzen. Hier einige Beispiele:

  • Genehmigungspflicht: Regelmässige Nachtarbeit muss vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) genehmigt werden.
  • Höchstarbeitszeit: Nachtarbeit darf innerhalb eines Zeitraums von 10 aufeinanderfolgenden Stunden 9 Stunden nicht überschreiten.
  • Ausgleichsruhezeit: Auch die Ruhezeit ist geregelt: Mindestens 61 Tage mit 35 Stunden pro Jahr, davon müssen mindestens 26 auf einen Sonntag fallen.
  • Vergütung und Zuschläge: Je nach Tarifvertrag kann ein Lohnzuschlag (in der Regel zwischen 10 und 25 %) gewährt werden.
  • In der MEM-Industrie legt die Vereinbarung fest, dass bei der Einführung von Schichtarbeit die Personalausschüsse in den Regelungsprozess einbezogen werden müssen. Darüber hinaus sind die Unternehmen verpflichtet, Schichtarbeiter*innen ab 55 Jahren eine gleichwertige Beschäftigung mit normaler Arbeitszeit anzubieten, wenn sie dazu in der Lage sind und die Betroffenen dies wünschen.

So belastet Schichtarbeit weniger

Darüber hinaus werden die Arbeitgeber*innen dazu ermutigt, einige zusätzliche Grundsätze zu beachten, um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter langfristig zu erhalten:

  • Die Schichtrotation sollte immer vorwärts erfolgen: Es ist einfacher, von der Frühschicht in die Spätschicht und dann in die Nachtschicht zu wechseln als umgekehrt.
  • Da die Arbeit zwischen 2 und 6 Uhr morgens besonders anstrengend ist, sollte sie auf drei aufeinanderfolgende Nächte begrenzt werden und dann wieder zu einem Tagesarbeitsplan übergehen.
  • Der Wechsel zwischen Nacht- und Frühschicht sollte spätestens um 6:30 Uhr erfolgen, damit die Mitarbeiter*innen nach ihrer Nachtruhe schlafen können.
  • Ein freier Abend pro Woche fördert die soziale Teilhabe der Betroffenen.
  • Zwischen zwei Schichten müssen mindestens elf Stunden Ruhezeit gewährt werden.
  • Die Arbeitswoche sollte idealerweise 36 Stunden nicht überschreiten.

Sind Angestellte während der Nachtarbeit schwierigen Arbeitsbedingungen wie extreme Temperaturen, Lärm oder Vibrationen ausgesetzt, wird eine Untersuchung bei einem*r Arbeitsmediziner*in empfohlen bzw. zum Teil obligatorisch. Die Untersuchung findet in der Regel alle zwei Jahre statt, bei Personen über 45 Jahren sogar jährlich. Der*die Arbeitgeber*in trägt die Kosten.

 

Fazit

Abschliessend lässt sich sagen, dass Schichtarbeit in vielen Branchen eine essentielle Organisationsform ist, aber auch Herausforderungen in Bezug auf Gesundheit, Zusammenhalt und Effizienz mit sich bringt. Eine gute Planung, die Einbeziehung der Personalausschüsse in die Entscheidungsprozesse und geeignete Massnahmen zur Verringerung der Ermüdung sind unerlässlich, um die Vorteile zu erhalten. Die Website des Staatssekretariats für Wirtschaft bietet zahlreiche Materialien für Arbeitgebende und Arbeitnehmende zur effizienten Verwaltung dieser Produktionsmethode.

 

*Mehr Infos zu:

Schichtpläne (SECO)

Autor*in

Laure Fasel

Laure Fasel

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