CO2 und die Arbeitswelt
Laetitia Rusca ist Projektleiterin bei Climate Services und gibt uns ihre Erklärungen dazu.
Eine Strommangellage stellt das grösste wirtschaftliche Risiko für die Schweiz dar. Fallen Teile des Stromnetzes über längere Zeit aus, kann das zu Schäden in dreistelliger Milliardenhöhe führen. Auf diese Gefahr hatte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz schon vor dem Ausbruch des Ukrainekriegs aufmerksam gemacht.
Das ist jedoch nicht die einzige Bedrohung der Stromversorgung. Denn die Schweiz hat zu wenig qualifiziertes Personal. Eine Analyse des Arbeitsmarktspezialisten Dynajobs AG von 2021 hat gezeigt, dass in unserem Land bis 2025 rund 45’000 Strom-Fachkräfte fehlen. Ein Mangel herrscht vor allem in der Energieversorgung, dem Baugewerbe und den Informations- und Kommunikationstechnologien. In diesen Bereichen können bereits heute 10'000 Stellen nicht mehr besetzt werden. So fehlen allein rund 2'000 Elektriker*innen.
«Nur mit qualifizierten Angestellten können wir die Stromversorgung sichern.»
Bedarf herrscht an Spezialist*innen, die Risiken im Strombereich reduzieren können. Das reicht von Schwachstellen in der Cyber-Security und bis zur Infrastruktur für die Stromverteilung. Und auch der technologische Wandel verlangt qualifiziertes Personal, bei Solarenergie ebenso wie beim intelligenten Wohnen und der zur Nutzung von Elektroautos als Stromspeicher.
Bei Angestellte Schweiz wollen wir dem Fachkräftemangel gezielt entgegenwirken. «Die Schweiz muss diese Entwicklung jetzt abbremsen», sagt Geschäftsführer Stefan Studer. «Noch haben wir die Chance, eine Trendwende herbeizuführen. Das erfordert, dass der Bund und die Strombranche nun handeln.»
Was es braucht, sind Upskilling-Programme, um Fachkräfte aufzubauen. Dabei haben wir die Mitarbeiter*innen im Fokus: «Derzeit reden alle vom Strom. Doch wir reden vom Menschen. Nur mit qualifizierten Angestellten können wir die Stromversorgung sichern», betont Stefan Studer.
Auch Tino Senoner, Geschäftsführer der Dynajobs AG, fordert eine Aus- und Weiterbildungsoffensive. «Zwar bremsen die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung den Fachkräftemangel etwas ab. Doch dies reicht nicht, um die Stromversorgung und damit die wirtschaftlichen Aktivitäten der Schweiz in Zukunft zu garantieren.»
Wer sich beruflich neu orientieren möchte, erhält viele Chancen. Die Berufsbilder in den betroffenen Branchen sind vielseitig und bieten guten Karrieremöglichkeiten. Denn eines ist klar: Die Nachfrage nach Fachleuten in der Stromversorgung wird in Zukunft weiter wachsen.