CO2 und die Arbeitswelt
Laetitia Rusca ist Projektleiterin bei Climate Services und gibt uns ihre Erklärungen dazu.
Der weltweite Ausstoss an Treibhausgasen nimmt weiter zu. Die Klimaerwärmung droht schon in näherer Zukunft die kritische Schwelle von 1,5 Grad zu erreichen. Das Artensterben beschleunigt sich.
Um den Kollaps von Umwelt und Klima zu verhindern, braucht es enorme Anstrengungen – gerade von wohlhabenden Industriestaaten wie der Schweiz. CO2-Emissionen müssen rasch gesenkt, Ressourcen geschont und Lebensräume geschützt werden. Für viele Unternehmen heisst das: Sie müssen ihr Geschäftsmodell von Grund auf erneuern.
«Heute können sich Unternehmen beim Klima- und Umweltschutz keine Passivität mehr leisten. Sonst gibt es sie in ein paar Jahren nicht mehr.»
Bei dieser Transformation kommt dir eine zentrale Aufgabe zu. Aus drei Gründen:
Positionierung und Image eines Unternehmens sind immer wichtiger geworden. Nicht alle Firmen kümmern sich um Ökologie. Das können sich Angestellte nutzen: Dank sozialer Medien bist du in der Lage, auf Missstände aufmerksam machen. Dieses Engagement findet als «employee activism» (Aktivismus von Angestellten) im angelsächsischen Raum gerade viel Beachtung. Grosse Unternehmen wie Google und Amazon haben sich dadurch zu mehr Klimaschutz bewegt.
Als Mitarbeiter*in bist du mit den Fertigungsprozessen und Arbeitsabläufen im Unternehmen vertraut. Du kennst die Probleme und auch das Potenzial für Verbesserungen. So kannst du über die gesamte Wertschöpfungskette konkrete Veränderungen vorschlagen, von der Beschaffung der Rohstoffe über die Verarbeitung bis zu Logistik. Lösungsorientiert und engagiert. Wenn das Angestellte an vielen Orten tun, entfaltet es eine grosse Hebelwirkung.
Von den Angestellten hängt es auch ab, ob sich Entscheide der Geschäftsleitung für mehr Umwelt- und Klimaschutz auswirken. Es ist wichtig, dass du und deine Kolleg*innen hinter der strategischen Neuausrichtung stehen und bereit sind, neue Projekte voranzubringen. Nur so lassen sich die erforderlichen Verbesserungen rasch genug erzielen. Um ehrgeizige ökologische Ziele zu erreichen, muss die Basis mobilisiert werden.
Der Zeitpunkt, dich einzubringen, ist so günstig wie nie. Denn zahlreiche Führungskräfte haben inzwischen die Tragweite der Klima- und Biodiversitätskrise erkannt. Ein gutes Beispiel ist die Initiative CEO4Climate: Über 400 Leader der Schweizer Wirtschaft setzen sich zusammen für einen griffigen Klimaschutz ein. Ins Leben gerufen hat die Initiative der Wirtschaftsverband swisscleantech. Als Mitglied des Verbands unterstützen wir das Engagement für eine klimataugliche Wirtschaft.
«Heute können sich Unternehmen keine Passivität mehr leisten.»
Unternehmen, die Umwelt- und Klimaschutz ernst nehmen, fällt es leichter, qualifiziertes Personal zu finden. Das macht eine Studie des Beratungsunternehmens Deloitte deutlich. Für die Hälfte der Befragten hängt das Image des Arbeitgebers von dessen Umweltbewusstsein ab. Die Mehrheit achtet darauf, dass bei der Arbeit Emissionen vermieden werden. Und ein Fünftel macht die Wahl des Arbeitgebers explizit von dessen Klima-Fussabdruck abhängig.
Nicht alle begrüssen Veränderungen. Wer befürchtet, das Unternehmen könne bei einer konsequenten ökologischen Ausrichtung untergehen, kann Projekte verzögern oder gar zum Stillstand bringen. Stellen sich deine Kolleg*innen quer, wird es schwierig, etwas zu bewegen.
In solchen Situationen kannst du mitwirken, Blockaden zu überwinden. Du kannst andere mit ins Boot holen, indem du Risiken und Chancen ansprichst und glaubwürdige Informationen lieferst.
Wir setzen uns dafür ein, dass du dein Potenzial zugunsten der ökologischen Transformationen nutzen kannst. «Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Mitglieder in Umwelt- und Klimafragen zu sensibilisieren», sagt Stefan Studer. «Wir befähigen sie, sich konstruktiv einzubringen. In Firmen, die sich nicht genügend bewegen, dürfen sie auch mal laut werden. Heute können sich Unternehmen keine Passivität mehr leisten, sonst gibt es sie in ein paar Jahren nicht mehr.»
Eine wichtige Aufgabe übernehmen dabei die Arbeitnehmende-Vertretungen. Sie stehen täglich im Austausch mit dir und deinem Team und können euch für Ideen und Projekte gewinnen.
Du kannst auf verschiedenen Ebenen Einfluss auf die ökologische Ausrichtung deines Arbeitgebers nehmen.
Wenn du zusammen mit deinen Kolleg*innen bei dieser Transformation Verantwortung übernimmst, gewinnen alle. Unternehmen können den ökologischen Fussabdruck verkleinern. Sie steigern im Gegenzug ihre Wettbewerbsfähigkeit. Und du hast die Gewissheit, deine Arbeitsplatzsicherheit zu verbessern und deiner Tätigkeit mehr Sinn zu verleihen.