Braucht es 2023 noch einen Frauenstreik?

Am 14. Juni wollen wieder tausende Frauen ihre Arbeit niederlegen und für Lohn- und Chancengleichheit streiken. Leider ist es noch immer bitter nötig.

2019, am 50-jährigen Jubiläum des Frauenstreiks, nahmen über eine halbe Million Teilnehmer*innen in der ganzen Schweiz an Kundgebungen und Anlässen teil. Damals waren viele Städte getaucht in ein Meer aus violetten Fahnen und Bannern.

Trotz Frauenstreik wenig Veränderungen 

Doch wie aktuelle Zahlen belegen, hat sich in Bezug auf die Lohn- und Chancengleichheit von Frauen in den letzten vier Jahren nicht besonders viel getan.

  1. Es gibt noch immer keine Lohngleichheit. Im Jahr 2020 verdienten Frauen gemäss dem Eidgenössischen Büro für Gleichstellung von Frau und Mann durchschnittlich 18 Prozent weniger als Männer.
  2. Der Gender-Pay-Gap besteht weiterhin. In Berufen mit hohem Frauenanteil ist das Lohnniveau tiefer als bei Berufen mit hohem Männeranteil. Bei vergleichbarer Ausbildung verdienen Frauen im Monat rund 1000 Franken weniger als Männer. Durch das tiefe Lohnniveau in sogenannten «Frauenberufen» verdienen Frauen auch deutlich weniger als Männer, wenn sie Führungspositionen übernehmen.
  3. Frauen tappen mehr in die «Teilzeitfalle»: Arbeiten Frauen in reduziertem Pensum, weil sie ihre Kinder betreuen, riskieren sie neben finanziellen Einbussen und Rentenlücken auch, Karrieremöglichkeiten zu verpassen.
  4. Die Care-Arbeit lastet auf den Schultern der Frauen: Gemäss der Lohnstrukturerhebung 2020des Bundesamts für Statistik leisten Frauen doppelt so viele unbezahlte Arbeitsstunden pro Woche wie Männer. Dies auch, weil die familienergänzende Kinderbetreuung in der Schweiz teuer und schlecht organisiert ist. Wie eine Unicef-Studie ergibt, liegt die Schweiz beim Thema Kinderbetreuung auf Platz 38 von 41 und sie hinkt anderen europäischen Ländern weit hinterher.
  5. Lohnungleichheit, Gender-Pay-Gap und Teilzeitarbeit haben weitreichende Folgen: Frauen riskieren Rentenlücken und Renten, die nicht existenzsichernd sind. Fast 11 Prozent aller Frauen müssen Ergänzungsleistungen beantragen, um über die Runden zu kommen.

Auch 2023 braucht es noch einen Frauenstreik. Anders können diese Zahlen nicht interpretiert werden. 

Autor*in

Manuela Donati

Manuela Donati

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