39 %: Eine kalte Dusche für die Industrie

Welche Karten kann die Schweiz drei Tage nach der Ankündigung der Zölle in Höhe von 39 % ausspielen, um den Schaden zu minimieren?

Industriebeschäftigte waren dieses Jahr nicht in Feierlaune: Die lang erwartete Ankündigung der Zölle, die schliesslich auf 39 % festgesetzt wurden, ist ein herber Rückschlag für die Schweizer Wirtschaft. Eine ebenso unverständliche wie unerwartete Entscheidung: Während unsere europäischen Nachbarn 15 % ausgehandelt haben, gehört die Schweiz nun zu den fünf Ländern mit den höchsten Zöllen weltweit, nach Brasilien, Syrien, Laos und Myanmar.

Das Argument der 40 Milliarden

Die schlechte Laune von Donald Trump, die mangelnden Trümpfe eines kleinen Landes wie der Schweiz, um offen zurückzuschlagen: In den Medien werden zahlreiche Vermutungen angestellt, um die Entscheidung zu erklären, die in der Nacht vom 31. Juli auf den 1. August gefallen ist.

Laut dem US-Präsidenten „stiehlt” unser Land den Vereinigten Staaten fast 40 Milliarden Dollar, was dem Handelsbilanzüberschuss zwischen den beiden Staaten entspricht. Eine Zahl, die Experten für ungerechtfertigt halten, da die Schweiz keine Importbarrieren für amerikanische Produkte errichtet. Darüber hinaus würde der Betrag aus dem Dienstleistungshandel, insbesondere im digitalen Bereich (Google und Co.), das angekündigte Defizit ausgleichen. Es sei daran erinnert, dass wir der sechstgrösste ausländische Investor in den Vereinigten Staaten sind und damit 400'000 Arbeitsplätze in den USA sichern.

Pharma weiterhin im Ungewissen

Die Vereinigten Staaten sind seit 2021 der wichtigste Handelspartner der Schweiz, und mehr als die Hälfte der Exporte entfallen auf die Chemie- und Pharmaindustrie. Derzeit ist diese Branche von den neuen Zöllen verschont geblieben, aber Trump fordert von 17 multinationalen Pharmaunternehmen – darunter Novartis – eine Preissenkung in den USA bis Ende September im Interesse der amerikanischen Verbraucher. Sollte auch die Pharmaindustrie von den 39 % betroffen sein, rechnen Experten mit einem möglichen Rückgang des BIP um 0,7 % und einem jährlichen Einkommensverlust von 700 CHF pro Haushalt.

Kurzfristige Folgen

Unternehmen sind besonders besorgt, die Kleinen und mittleren Unternehmen umso mehr, da einige Industriezweige bereits seit letztem Jahr einen Nachfragerückgang verzeichnen. Sollten die für diese Woche erwarteten Verhandlungen scheitern, müssen die Unternehmen ihre Preise und Margen senken und/oder ihre Fixkosten reduzieren.

Dies hätte mögliche Folgen für die Arbeitsplätze sowie für den Anteil des Budgets, der für Innovation und Forschung vorgesehen ist – ein bedauerlicher Verlust für die Qualität unserer Industrie. Was die Beschäftigungsfähigkeit betrifft, so wurde die mögliche Dauer der Kurzarbeit ab dem 31. Juli 2025 von zwölf auf achtzehn Monate verlängert. Angesichts der aktuellen Lage wäre nun eine Verlängerung auf 24 Monate wünschenswert. Letztendlich ist eine allgemeine Abschwächung der Wirtschaft zu befürchten, die sich negativ auf die Kaufkraft der Bevölkerung auswirken wird. Angesichts der umgekehrten Lage wären nun 24 Monate wünschenswert.

Dies hätte mögliche Folgen für die Arbeitsplätze sowie für den Anteil des Budgets, der für Innovation und Forschung vorgesehen ist – ein bedauerlicher Verlust für die Qualität unserer Industrie. Was die Beschäftigungsfähigkeit betrifft, so wurde die mögliche Dauer der Kurzarbeit ab dem 31. Juli 2025 von zwölf auf achtzehn Monate verlängert. Angesichts der aktuellen Lage wäre nun eine Verlängerung auf 24 Monate wünschenswert.

Letztendlich ist eine allgemeine Abschwächung der Volkswirtschaft zu befürchten, die sich negativ auf die Kaufkraft der gesamten Bevölkerung und den psychologischen Druck auf die Arbeitnehmer*innen  auswirken wird. In einem Umfeld der Krise und Instabilität ist es schwieriger denn je, Ressourcen zu finden, um gelassen in die Zukunft blicken zu können.

Welche Lösungsansätze gibt es?

Während der Bundesrat noch Hoffnung hat, bis zum 7. August Verhandlungen zu führen, werden in verschiedenen politischen Kreisen nacheinander Lösungsansätze diskutiert. Zu den möglichen Druckmitteln gehören die Möglichkeit, digitale Dienstleistungen im Gegenzug zu besteuern oder auf den Kauf von amerikanischen Kampfflugzeugen zu verzichten. Eine von den einen gewünschte, von den anderen als sinnlos erachtete Symmetrie: Unser Land mit seinen neun Millionen Einwohnern hätte nicht genügend Druckmittel, um die USA mit Gegenmassnahmen in die Knie zu zwingen. Sollte Trump sich unnachgiebig zeigen, würden eine Überarbeitung der Handelspläne und rasch zu schliessende neue Abkommen mit China oder der EU in Betracht gezogen, um den Schaden zu begrenzen. In jedem Fall scheint eine Verringerung der Handelsabhängigkeit von den USA dann unvermeidlich.

In dieser Phase der Verhandlungen kann Angestellte Schweiz nur hoffen, dass der Bundesrat im Dialog zu einer fairen Lösung findet. Gleichzeitig sind gezielte wirtschaftliche Unterstützungsmassnahmen für die betroffenen Unternehmen erforderlich, um Arbeitsplätze zu erhalten, die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern und die nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch sozialen Folgen einer solchen Entscheidung abzufedern. Ein frühzeitiger Dialog mit den Sozialpartnern ist wünschenswert.

Autor*in

Laure Fasel

Laure Fasel

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