Zölle: Wie sieht's jetzt aus?

Die Rechtmässigkeit der von Donald Trump verhängten Zölle wird gerade vor dem Obersten Gerichtshof diskutiert. Gleichzeitig gibt ein Treffen zwischen Vertreter*innen der Schweizer Wirtschaft und dem US-Präsidenten den Exportunternehmen Hoffnung auf eine gute Lösung.

Nach dem Rückschlag im August hatte der Bundesrat eine Frist bis Ende Oktober gesetzt, um eine Einigung zu erzielen. Bislang ohne Erfolg, aber die Wirtschaftskreise haben die Initiative ergriffen: Erst vor Kurzem empfing Präsident Trump in Washington eine Delegation von Vertreter*innen der Schweizer Wirtschaft, darunter die CEOs von Rolex, Richemont und Mercuria.

«Konstruktiver» Austausch laut Donald Trump

In einer Pressekonferenz begrüsste der zuvor informierte Bundesrat diesen Austausch, den Präsident Trump in seinem Netzwerk Truth Social als konstruktiv bezeichnet. Ein verbessertes Angebot seitens der Politik liegt ebenfalls auf dem Tisch und wartet auf den richtigen Moment, um übermittelt zu werden. Die «Trump-Sprache» ist jedoch bekanntermassen empfänglicher für die Argumente von Unternehmenschef*innen als für die von Diplomat*innen. In jedem Fall zeigt die Annäherung durch Massnahmen im Bereich der Verhandlungen, dass es noch nicht Zeit ist, aufzugeben, obwohl sich die ersten Auswirkungen der Krise auf die Arbeitslosenquote und die Löhne bemerkbar machen.

Illegale Zölle?

Eine weitere Hoffnung liegt in dem laufenden Verfahren vor dem Obersten Gerichtshof über die Rechtmässigkeit der Zölle. Die Gegner von Trump bestreiten das Recht des Präsidenten, diese ohne Zustimmung des Kongresses zu erheben, und argumentieren, dass das Gesetz zwar die Regierung zur Regulierung von Importen und Exporten ermächtigt, die Besteuerung jedoch in den Zuständigkeitsbereich der Legislative fällt und Zölle Steuern sind.

Donald Trump hat darauf verzichtet, persönlich zum Gericht zu erscheinen. Gemäss seinem Dekret vom 31. Juli 2025 sollen diese Steuern dazu dienen, die Handelsdefizite zu verringern, die die nationale Sicherheit gefährden sowie langfristig die Steuerlast der amerikanischen Haushalte zu senken. Es ist bekannt, dass sie auch als geopolitische Verhandlungstaktik eingesetzt werden, beispielsweise in den Friedensgesprächen zwischen Russland und der Ukraine.

Was ist zu erwarten, wenn die Richter des Obersten Gerichtshofs, die mehrheitlich konservativ sind,  beschliessen, sie aufzuheben?

  1. Die Aufhebung würde für allgemeine Zölle gelten, die fast alle Produkte eines Landes betreffen. Die der Schweiz auferlegten 39 % würden somit wegfallen.
  2. Die Vereinigten Staaten könnten gezwungen sein, diese zurückzuerstatten; die Unternehmen hätten das Recht, direkt Schritte in diese Richtung zu unternehmen.
  3. Trump könnte weiterhin Zölle erheben, jedoch nicht in so grossem Umfang und nicht in so hoher Höhe (vordefinierte Sektoren, vordefinierter Zeitraum).

Das Urteil kann somit als Erleichterung für die Schweiz angesehen werden, die im Verfahren von den Gegnern der Zölle als „Verbündete” bezeichnet wurde, die unter diesen Entscheidungen leidet. Es ist jedoch anzumerken, dass drei der neun Richter von Donald Trump persönlich ernannt wurden, um seine Interessen zu vertreten. Wann wird das Ergebnis des Verfahrens bekannt gegeben? Es wird noch Wochen oder sogar Monate dauern.

Unternehmen passen sich an

In der Zwischenzeit sind die Auftragsbücher der Exportunternehmen bereits von den Abgaben betroffen. Im Frühjahr beeilten sich die Importeure, ihre Lagerbestände unter dem Druck eines noch unbekannten Betrags aufzufüllen. Jetzt ist es an der Zeit, nach Anpassungsstrategien zu suchen – darunter die kürzlich auf 24 Monate verlängerte Kurzarbeit.

Ist die Reduzierung der Margen eine Lösung? Laut RTS (29. September 2025) ist diese Option vor allem für den Handel mit Luxusgütern möglich. Der Verkauf von Produkten zu «Sonderpreisen» entspricht nämlich nicht dem Image einer Schweizer Industrie, die für ihr Know-how und ihre Qualität bekannt ist. Einige Unternehmer begnügen sich daher damit, ihre Preise in den USA zu erhöhen. Und die Verlagerung eines Teils der Produktion bleibt ein Weg, der bereits von einigen grossen Konzernen ins Auge gefasst wird.

Druck auf die Löhne?

Nicht alle Kantone sind gleichermassen betroffen, ebenso wenig wie die Wirtschaftssektoren. In der Westschweiz und insbesondere im Jura hat die Kurzarbeit bereits deutlich zugenommen. Die Gesamtarbeitslosenquote des Landes ist derzeit höher als im Sommer, wobei jedoch auch saisonale Faktoren zu berücksichtigen sind. Die jährliche Umfrage des Chief Investment Office von UBS Global Wealth Management bestätigt einen geringeren Lohnanstieg 2026 in exportorientierten Unternehmen (nur 0,4 % in der Uhrenindustrie gegenüber 1 % in der gesamten Schweiz – 2025 betrug der Gesamtanstieg 1,4 %).

Autor*in

Laure Fasel

Laure Fasel

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