So geht gute Führung

Zeitgemässes Führungsverhalten ermöglicht mehr Wertschätzung, Verbundenheit und Produktivität, findet unser Gastautor Ruedi Nützi.

Die Mitarbeitenden sind das wichtigste Gut eines Unternehmens. Es geht in Unternehmen darum, mit unterschiedlichen Menschen nicht nur korrekt und professionell, sondern wertschätzend umzugehen. Weshalb?

Die heutigen vielfältigen Veränderungen in einer Firma und am Markt lassen sich nur mit engagierten Mitarbeitenden und nicht gegen sie bewältigen. Innovationen kommen nicht vom Himmel, auch nicht in erster Linie aus der Chefetage, sondern von den Mitarbeitenden. Eine Firma verdient das Geld nicht nur am Markt, sondern auch intern dank wenig Fluktuation und Mitarbeitenden, die nicht nur ihre Arbeit erledigen, sondern sich darüber hinaus engagieren.

Führung beeinflusst das Arbeitsklima

Das ist nichts Neues und bekannt. Die Realität sieht in nicht wenigen Firmen aber anders aus: Eine Reorganisation und sogenannte Transformation jagt die andere. Die Mitarbeitenden sind müde, die Atmosphäre angespannt bis giftig, die Vorgesetzten unter Druck und nervös. In einem solchen Umfeld entsteht nichts Produktives, nichts Neues, nichts Gemeinsames.

Führungspersonen übernehmen eine besondere Verantwortung in der Gestaltung eines angenehmen und produktiven Arbeitsklimas. Welches Führungsverhalten ist heute gefragt und erfolgreich?

Folgende 5 Erfolgsfaktoren helfen:

  1. Führung ist nötiger denn je: Selbstverständlich streben alle Unternehmen Mitarbeitende an, die Verantwortung übernehmen und sich selbst führen können. Aber: Die Mitarbeitenden brauchen in einem Umfeld voller Ansprüche und Widersprüche einen sicheren Rahmen. Das ist die zentrale Aufgabe der Führung.
  2. Mitarbeitende grösser machen statt kontrollieren: Selbstverständlich ist es die Aufgabe von Führungspersonen, im Rahmen ihrer Budgetverantwortung dafür zu sorgen, dass Zeit und Geld richtig eingesetzt werden. Aber Mikro-Management hat ausgedient. Mitarbeitende erwarten zurecht Führungspersonen, die den Mitarbeitenden etwas zutrauen, Freiräume schaffen, Mitarbeitende entwickeln. Diese Entwicklungshaltung zahlt sich aus.
  3. Wertschätzung kostet nichts: Zuhören können, Anliegen von Mitarbeitenden aufnehmen, anwesend sein und realisieren, was Mitarbeitende leisten: das ist keine Hexerei. Das kostet auch nicht Stunden. Anstelle von teuren Events alle Quartale ist diese tägliche Aufmerksamkeit Gold wert. Mitarbeitende suchen nicht Komplimente, sie wollen gesehen werden.
  4. Kommunizieren heisst vor allem Fragen stellen: Es geht heute nicht mehr um Informationen. Die Mitarbeitenden sind oft bestens informiert, sie wissen oft mehr als die Führungspersonen. Alle Mitarbeitenden erleben aber den Arbeitsalltag anders, haben unterschiedliche Aufgaben, Interessen, Wertvorstellungen. Wer fragt, der führt. Wer zu viel redet, verliert seine Mitarbeitenden.
  5. Reflexionsfähigkeit: Führungspersonen sind nicht besser, schneller, gescheiter als Mitarbeitende. Sie denken in Rollen statt Funktionen und Privilegien und reflektieren ihr eigenes Verhalten. Das ist anspruchsvoll, aber zielführend.

Diese Aspekte im Alltag umzusetzen, braucht nicht viel. Wer es schafft, trägt zur Gesundheit der Mitarbeitenden und zum Erfolg des Unternehmens bei.

Wer für sein Ego Hierarchien und Macht braucht, ist fehl am Platz. Nicht nur der Lohn entscheidet darüber, ob Mitarbeitende bleiben. Es ist das Klima im Team, das entscheidet. Führungspersonen haben dabei einen entscheidenden Einfluss.

Über den Autor

Ruedi Nützi ist Dozent für Führung und Kommunikation an der Fachhochschule Nordwestschweiz und VR von 3 Schweizer KMU. Sein Praxisbuch «Wo wir gerne arbeiten – Starke Unternehmenskultur – erfolgreiche KMU» liefert Praxisbeispiele und -tipps zur Gestaltung einer produktiven Unternehmenskultur. Das Buch ist im März 2024 im Versus-Verlag Zürich erschienen.

Autor*in

Ruedi  Nützi

Ruedi Nützi

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