So engagiert sich Angestellte Schweiz für Nachhaltigkeit
Alle wollen nachhaltig sein. Was kann Angestellte Schweiz dazu beitragen?
Stefan Studer: Ich bin fest davon überzeugt, dass jede Organisation mithelfen kann und soll, die Welt zu einem besseren Ort zu machen: für die Menschen, für die Umwelt und auch, damit wirtschaftliche Entwicklung möglich bleibt. Also bezüglich allen drei Dimensionen von Nachhaltigkeit. Für unseren Verband ist das kein neues Thema, ganz im Gegenteil. Nachhaltigkeit ist Teil unserer DNA.
Was heisst das?
Der Verband nimmt das Thema Nachhaltigkeit ernst, seit es ihn gibt. Stets geht es uns darum, unsere Mitglieder in sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Fragen zu befähigen. Bei uns wird Hilfe zur Selbsthilfe gelebt. Deshalb war für uns auch klar, dass wir die Nachhaltigkeitsziele der UNO von Anfang an mitgetragen haben. Alle unserer Mitarbeitenden haben eines der 17 Ziele ausgewählt und sensibilisieren in ihrem Alltag dafür.
Soziale Nachhaltigkeit ist thematisch eng einem Verband verknüpft, der die Interessen der Mitarbeitenden vertritt. Worauf richtet Angestellte Schweiz den Fokus?
Wir engagieren uns für faire und zeitgemässe Arbeitsbedingungen. Vom Arbeitsinhalt über Arbeitszeiten bis zu Löhnen. Einfach alles, was einen guten Arbeitsplatz ausmacht. Darauf nehmen wir Einfluss. Im engen Austausch mit den die Arbeitnehmervertreter*innen, die sich in ihrem Betrieb für das Wohl der Angestellten einsetzen.
«Wir setzen uns für Arbeitsbedingungen ein, die besser sind als vom Gesetz vorgeschrieben.»
Was sind die wichtigsten Instrumente?
Wir haben eine breite Palette an Werkzeugen. Da ist einmal das grosse Angebot an Weiterbildungen. Wir machen unserer Mitglieder fit für den Arbeitsmarkt, von heute und morgen. Mit dem Career-Booster sehen sie, was ihre Qualifikationen wert sind und wo Nachholbedarf besteht. Das heisst, wir kümmern uns darum, dass Mitarbeitende Veränderungen als Chance nutzen können. 2022 haben über 1300 Personen an einer unserer Weiterbildungen teilgenommen, Tendenz steigend.
Und darüber hinaus?
Wichtig sind Gesamtarbeitsverträge. Wir setzen uns für Arbeitsbedingungen ein, die besser sind als vom Gesetz vorgeschrieben. Eine Wirkung auf die soziale Nachhaltigkeit erzielen wir auch ganz direkt über Vergünstigungen, die unsere Mitglieder erhalten, ob bei Krankenkassenprämien, bei Hypotheken oder anderen Dienstleistungen. Zudem setzen wir uns für eine Steuerpolitik ein, die den Mittelstand entlastet.
Welche Themen sind in jüngerer Zeit wichtiger geworden?
Ganz klar die Sorge um die psychische Gesundheit der Angestellten. Über die letzten Jahre ist der Druck enorm gestiegen. Wir setzen uns dafür ein, dass Arbeit nicht krank macht, sondern gut mit dem Familienleben vereinbar ist. Das unterstützen wir mit der App «Etwas tun?!», die wir in Zusammenarbeit mit WorkMed lanciert haben, dem Kompetenzzentrum für Psychiatrie und Arbeitsmedizin im Kanton Baselland. Eigentlich ist das kein neues Thema für uns. Seit es den Verband gibt, kümmert er sich um die Gesundheit. Bloss standen damals die Unfallverhütung und die Arbeitssicherheit im Fokus.
«Wir wollen den Werkplatz Schweiz möglichst attraktiv machen.»
Viele dieser Bemühungen stellen für Unternehmen einen Kostenfaktor dar. Läuft das nicht der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit zuwider?
Wer so argumentiert, hat einen sehr kurzen Zeithorizont. Unser Grundverständnis ist ein völlig anderes. Unternehmen können dank einem zeitgemässen GAV attraktive Arbeitsplätze anbieten. Dadurch fällt es ihnen leichter, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Das ist angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels ein enormer Vorteil. Gleichzeitig sind die Angestellten motivierter. Und das wirkt sich positiv auf ihre Leistung aus.
Das heisst, der Verband hat die gleichen Interessen wie die Unternehmen?
Das ist bei vielen Fragen so. Wir wollen den Werkplatz Schweiz möglichst attraktiv machen, die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft verbessern. Mit Weiterbildungen und Angeboten zur psychischen Gesundheit sorgen wir dafür, dass gerade auch ältere Arbeitnehmende im Arbeitsprozess bleiben. Das kommt nicht nur den Betroffenen zugute. Auch die Sozialversicherungen profitieren und damit insgesamt der Wirtschaftsstandort. Wir suchen stets den Dialog mit den Unternehmen. Die Allianz plattform ist ein gutes Beispiel dafür. Zusammen mit anderen unabhängigen Arbeitnehmer- und Berufsverbänden arbeiten wir bei Fragen zur Bildungs-, Sozial- und Wirtschaftspolitik an innovativen Lösungen.
Fast alle grossen Unternehmen wollen bis 2050 oder schon früher klimaneutral werden. Wozu braucht es bei der ökologischen Nachhaltigkeit noch Angestellte Schweiz?
Ankündigungen zum Klimaschutz sind das eine. Das andere sind konkrete Massnahmen zur Umsetzung. Hier zeigt sich bei vielen Unternehmen eine beträchtliche Lücke. Tatsächlich ist der Anpassungsbedarf enorm. Sämtliche Prozesse müssen so angepasst werden, dass keine Treibhausgase mehr entstehen. Oder sie müssen neutralisiert werden. Mit dem Kauf von CO2-Zertifikaten ist es nicht getan. Bei diesem grundlegenden Umbau fällt den Angestellten eine wichtige Aufgabe zu.
«Wir machen unserer Mitglieder fit für den Arbeitsmarkt.»
Wie sieht diese aus?
Sie kennen die Prozesse und Abläufe bestens und wissen, wo sich Dinge verbessern lassen. Das heisst, sie können praxistaugliche Lösungen vorschlagen. Zudem braucht es die Angestellten, damit Veränderungen umgesetzt werden. Nur wenn alle die eingeschlagene Richtung unterstützen, können rasch die erforderlichen Einsparungen erzielt werden. Beim Energie- und Rohstoffverbrauch ebenso wie beim CO2-Austoss. Hier können wir beitragen, alle Beschäftigten mit ins Boot zu holen. Aus diesem Grund arbeiten wir mit dem Wirtschaftsverband swisscleantech zusammen, um Arbeitnehmende-Vertretungen noch besser zu befähigen, sich im Betrieb für Umwelt- und Klimabelange einzusetzen. Damit können wir eine grosse Hebelwirkung entfalten, gerade bei kleineren Unternehmen.
Autor*in
Thomas Schenk
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