«Coworking-Space ist der dritte Ort»

Immer mehr Angestellte suchen nach Orten zum Arbeiten, die flexibler, inspirierender und näher am Wohnort liegen. Genau hier setzt Flesk an: Mit einer App, über die du spontan oder geplant an über 170 Orten in der Schweiz einen Arbeitsplatz oder Meetingraum buchen kannst – ganz ohne langfristige Verpflichtung. Wie ein GA fürs Büro.

Wie das konkret funktioniert und warum es sich lohnt, erzählt Jenny Schäpper, Schweizer Unternehmerin, Netzwerk-Expertin und Mitgründerin von zwei Coworking-Unternehmen: Flesk und BüroLokal Coworking in Wil (SG).

Jenny, was ist das Konzept von Flesk?

Die Idee, die vielen Coworking-Spaces in der Schweiz zu einem grossen Netzwerk zusammen zu schliessen und der Zugang dazu für Arbeitnehmende zu vereinfachen, hatte ich schon in 2015. Das Projekt wurde aber erst später, zusammen mit meinen Geschäftspartnern von Ubique vollständig umgesetzt.

Ein besonderer Einschnitt und Motor zu gleich war die Pandemie. Plötzlich haben viele Unternehmen gemerkt, dass flexibles Arbeiten nicht nur möglich, sondern in gewissen Situationen sogar effizienter ist. Diese neue Offenheit wollten wir nutzen. 

Mit Flesk kannst du per App ganz unkompliziert einen Arbeitsplatz oder Meetingraum an über 170 Orten in der Schweiz buchen – sei es spontan oder im Voraus, ohne Abo-Zwang oder langfristige Verpflichtung.

Und das Beste: Es sind nicht nur klassische Coworking-Spaces dabei. Auch Firmen, Organisationen oder Hotels stellen ihre Räume zur Verfügung. Damit entsteht ein vielfältiges, lebendiges Netzwerk an Arbeitsorten – lokal, professionell, inspirierend.

 

Welche Standorte umfasst das Flesk-Netzwerk und kann jede*r diese nutzen?

Wir sind mittlerweile wirklich in der ganzen Schweiz vertreten – von Genf bis ins Rheintal, von Basel bis ins Engadin. Im Tessin gibt’s noch Luft nach oben, aber gerade heute haben wir einen neuen Standort im Maggiatal dazubekommen – das Netzwerk wächst laufend weiter.

Unsere App gibt’s auf Deutsch, Französisch und Englisch, und nutzen kann sie grundsätzlich jede*r. Man meldet sich an, kauft im Voraus Credits, und dann kann’s losgehen – ganz ohne langfristige Verpflichtung.

Viele Arbeitgebende lösen mittlerweile auch Abos für ihre Mitarbeitenden – zum Beispiel der Kanton St. Gallen. Die Angestellten dort können unsere Arbeitsorte schweizweit kostenlos nutzen. Das macht Coworking plötzlich nicht mehr nur zu einer Option für Selbständige, sondern auch für ganz klassische Angestellte im öffentlichen Dienst oder in Firmenstrukturen. Und genau das ist unser Ziel: Coworking für alle zugänglich machen – einfach, flexibel und sinnvoll.

 

Inwiefern können Angestellte im Coworking-Space profitieren?

Coworking bringt Menschen zusammen, die sich sonst nie begegnet wären. In unserem Space in Wil arbeiten Studierende von der HSG neben erfahrenen Projektleiter*innen, Kreativen, Selbständigen oder Pensionierten, die ehrenamtlich aktiv sind. Es entsteht ein natürlicher Austausch – an der Kaffeemaschine, beim Mittagessen oder einfach zwischendurch.

Für viele ist der Coworking-Space der sogenannte «dritte Ort» – neben Homeoffice und Firmenbüro. Jedes dieser Modelle hat seine Stärken und Schwächen. Zuhause kann’s einsam werden, im Büro ist man manchmal zu stark eingebunden. Coworking bietet Raum für Fokus und Begegnung zugleich – und genau das macht’s so spannend.

Ich glaube, wir brauchen alle drei Orte – und die Freiheit, je nach Tätigkeit und Lebenssituation zu wählen. Das ist moderne Arbeit.

 

Unternehmen wollen ihre Mitarbeitenden nun wieder vermehrt im eigenen Büro sehen – erlebt ihr das auch?

Ja, klar – diesen Trend haben wir auch mitbekommen. Viele Unternehmen wollen die Mitarbeitenden wieder physisch «zurückholen». Aber oft zeigt sich dann schnell: Es hat gar nicht mehr genug Platz. Zwischenzeitlich sind Teams gewachsen, Arbeitsplätze wurden abgebaut oder Meetingräume umfunktioniert. Plötzlich wird’s eng.

Das zeigt: 100% Präsenz im Firmenbüro ist heute weder praktikabel noch zeitgemäss.

Der Kanton St. Gallen ist ein gutes Beispiel dafür, wie Coworking ganz konkret zur Lösung wird: Rund 80 % der Buchungen über Flesk entfallen dort auf Sitzungszimmer. Das zeigt, dass es intern offenbar an ausreichend geeigneten Flächen mangelt – sei es wegen Platzmangel, wachsender Teams oder schlicht fehlender Räume.

Statt zusätzliche Flächen fest anzumieten, nutzen sie unser Netzwerk. So können sie ihren Mitarbeitenden professionelle Umgebungen für Meetings oder konzentriertes Arbeiten bieten – flexibel, effizient und ohne Fixkosten.

In solchen Fällen ist Coworking kein Nice-to-have, sondern eine ganz pragmatische Antwort auf neue Anforderungen.

 

Wie wird denn das Arbeiten der Zukunft (bezüglich der Räumlichkeiten) sein?

Schon heute gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, flexibel zu arbeiten – sei es im Homeoffice, im Coworking-Space oder unterwegs. Viele Arbeitnehmende nutzen diese Optionen bereits, allerdings noch eher vereinzelt. In Zukunft wird sich das stärker etablieren – und für viele zum neuen Standard werden.

Wir sehen aktuell eine Übergangsphase – mit Führungspersonen, meist aus der Babyboomer-Generation, die stark auf Präsenz setzen. Das ist verständlich, schliesslich stammt ihr Führungsstil aus einer anderen Zeit. Doch die Welt hat sich verändert – und künftige Generationen von Führungskräften werden neue Arbeitsformen ganz selbstverständlich leben.

Fixe Büroräume werden nicht verschwinden, aber es braucht mehr Flexibilität, mehr geteilte Nutzung, mehr «Shared Economy». Ich kenne Unternehmen, die sagen: Wir könnten die Räume anderer nutzen– und andere unsere. Genau das ist die Zukunft. Ressourcen teilen, statt alles selber besitzen zu müssen.

 

Aber nicht alle können dies nutzen. Wie sieht es bei Angestellten aus, die vor Ort sein müssen?

Ja klar, das ist ein wichtiger Punkt. Ein Koch, eine Pilotin oder Pflegepersonal werden auch in Zukunft vor Ort arbeiten müssen. Aber: Auch in solchen Berufen gibt’s administrative Aufgaben – und dort entstehen neue Möglichkeiten.

Wir haben zum Beispiel Aussendienstmitarbeitende von Grossverteilern, die vor oder nach Kundenterminen bei uns arbeiten. Es könnten auch Handwerker sein, die bei uns ihre Offerten schreiben, Rechnungen vorbereiten oder ihre Baustellen dokumentieren.

In Australien habe ich mal einen Milchbauern kennengelernt, der alle zwei Wochen in einen Coworking-Space kam, um seine Buchhaltung zu erledigen. Das hat mich total beeindruckt – zeigt aber auch, wie vielfältig mobiles Arbeiten heute ist.

 

Welche Herausforderungen und welche Möglichkeiten ergeben sich aus der Flexibilisierung der Arbeitszeit und -räume?

Eine Herausforderung ist sicher, dass Grenzen verschwimmen. Wer flexibel arbeitet, ist öfters «on». Das kann anstrengend sein, wenn man nicht bewusst gegensteuert.

Gleichzeitig liegt darin auch ein riesiger Gewinn: Ich kann dann arbeiten, wenn ich am produktivsten bin – und dort, wo es für mich gerade passt.

Ein weiterer Vorteil: Wer wohnortnah arbeitet, spart Zeit, Geld und Nerven. Statt im Stau zu stehen, bleibt mir mehr Zeit für wichtigeres wie Familie, Sport oder lokales Engagement.

Für Unternehmen wiederum wird es einfacher, gute Leute zu finden. Der Rekrutier-Radius erweitert sich – und plötzlich bewerben sich auch Leute, die nicht im üblichen Einzugsgebiet wohnen. Das macht den Unterschied in Zeiten des Fachkräftemangels.

Und nicht zuletzt: Flexibilität kann Menschen länger im Berufsleben halten. Wer nicht täglich pendeln muss, bleibt vielleicht ein paar Jahre länger aktiv. Davon profitieren wir alle – gesellschaftlich und wirtschaftlich.

 

Auf welche Weise verändert flexibles Arbeiten die traditionelle Beziehung zwischen Arbeitgeber*in und Arbeitnehmer*in?

Ich sehe ganz klar einen Wandel. Weg von Hierarchie, hin zu Selbstverantwortung. Mitarbeitende wollen nicht mehr kontrolliert, sondern befähigt werden. Und sie können das auch – Primarschulkinder lernen heute schon in der Schule, selbstorganisiert zu arbeiten.

Die Rolle der Führung verändert sich: Weg vom Chef oder der Chefin, die alles entscheidet und Wissen muss – hin zur Coach-Rolle. Jemand, der mit Erfahrung begleitet, aber nicht alles vorgibt.

Ich bin ein grosser Fan von rollenbasiertem Arbeiten. Menschen übernehmen Rollen, die zu ihren Stärken passen – und haben innerhalb dieser Rolle Entscheidungsspielraum. Nicht alles muss von «oben» abgesegnet werden. So wird Wissen besser verteilt und Entscheidungen werden dort gefällt, wo sie hingehören: bei den Expert*innen an der «Front».

 

Wird durch das selbstbestimmte Arbeiten die Teamarbeit verschwinden?

Überhaupt nicht – im Gegenteil. Es braucht heute mehr denn je swarm intelligence. Wir müssen gemeinsam denken, gemeinsam entwickeln, und dann kann jede*r wieder in seinem Rhythmus weiterarbeiten.

Teamarbeit wird agiler. Es geht weniger um «9 to 5» gemeinsam am selben Ort, sondern darum, sich regelmässig zu treffen – in Workshops, Meetings oder Sprints – und danach dezentral weiterzuarbeiten.

Ich glaube fest daran: Gute Teamarbeit funktioniert auch über Distanz – wenn Vertrauen da ist, klare Rollen und gute Tools. Und ein bisschen Mut.

Möchtest du Arbeitnehmenden sonst noch etwas mitteilen?

Ja, unbedingt: Probiert Coworking mit Flesk einfach mal aus. Viele kennen es noch nicht oder haben Hemmungen. Wir bieten Interessierten deshalb Gutscheine an für einen kostenlosen Probetag oder Probesitzung – das ist wie eine Degustation. Du testest, ob’s dir schmeckt. Und auch wenn du niemanden kennst, macht das nichts, denn während der Pause oder des Mittags gibt es immer die Gelegenheit, mit anderen ins Gespräch zu kommen.

Was ist Flesk?

Flesk ist ein schweizweites Netzwerk mit über 170 Coworking-Spaces, das flexibles Arbeiten ermöglicht. Über eine App buchen Angestellte spontan oder im Voraus Arbeitsplätze und Meetingräume. Es ist ideal für hybride Teams, mobile Arbeit und Unternehmen mit oder ohne feste Bürostruktur. Mehr erfährst du unter Flesk – Das grösste Schweizer Workspace-Netzwerk.

Was sind Coworking-Spaces?

Betreiber von Coworking-Spaces stellen Räume und Infrastruktur (insbesondere eingerichtete Arbeitsplätze, Netzwerk/WLan, Drucker, Scanner, Telefon, Beamer, Sitzungszimmer etc.) zur Verfügung. Oft sind im gleichen Raum mehrere Arbeitsplätze untergebracht. Gegen Entgelt werden die Arbeitsplätze zeitlich befristet genutzt von mobilen Arbeitnehmenden, Selbständigerwerbenden, Start‑Ups, etc. 

Was ist Flexwork?

Unter Flexwork oder Flexworking versteht man flexibles Arbeiten in Bezug auf Arbeitszeit, Arbeitsort und Arbeitsmodell. Was bedeutet Flexwork(ing)? | Angestellte Schweiz

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