Wohlbefinden am Arbeitsplatz: das skandinavische Rezept
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Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert.
Materieller Komfort und Bezahlung sind nicht mehr die einzigen Anliegen der Arbeitnehmenden. Heutzutage suchen die Arbeitnehmende vor allem nach Sinn in ihrer Arbeit, nach einem Gleichgewicht zwischen Privat- und Berufsleben sowie nach Orientierung in einer sich ständig verändernden Welt. Dieser Artikel untersucht, wie sich dieser Trend umgekehrt hat und warum das Gehalt nicht mehr der Hauptgrund für die Wahl eines Arbeitsplatzes ist.
Mitte des 20. Jahrhunderts wurde das Gehalt als ultimativer Indikator für Erfolg angesehen. Ein hohes Einkommen bedeutete nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern auch einen hohen sozialen Status und die Anerkennung des Erfolgs. In einem wirtschaftlichen Umfeld, in dem die Sicherheit des Arbeitsplatzes oft garantiert war, reichte das Gehalt aus, um Arbeitnehmende zu motivieren, einem Unternehmen über Jahrzehnte hinweg treu zu bleiben.
In den letzten Jahren hat sich diese Wahrnehmung jedoch geändert. Zwar ist das Gehalt immer noch ein entscheidender Faktor, aber es reicht nicht mehr aus, um die beruflichen Wünsche vieler Menschen zu erfüllen. Die zunehmende Suche nach Sinn in der Arbeit, das Bedürfnis nach Anerkennung und die wachsende Bedeutung der psychischen Gesundheit haben dazu beigetragen, dass sich die Erwartungen der Arbeitnehmenden verändert haben. Verschiedenen Studien zufolge bevorzugen viele, vor allem jüngere Arbeitnehmer*innen Arbeitsplätze, die ihren persönlichen Werten entsprechen und eine ausgeglichene Work-Life-Balance bieten, anstatt einfach nur ein hohes Gehalt zu erhalten.
Eine der markantesten Veränderungen in den Erwartungen der Angestellten liegt in der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben. Während frühere Generationen bereit waren, ihre Freizeit zu opfern, um in der Firma aufzusteigen, schätzen die heutigen Arbeitnehmer*innen ihre persönliche Zeit immer mehr. Das Konzept «Arbeiten, um zu leben» statt «Leben, um zu arbeiten» gewinnt an Popularität.
Dies spiegelt sich in der wachsenden Nachfrage nach flexiblen Arbeitsmodalitäten wie Teilzeitarbeit, Telearbeit oder Gleitzeit wider. Die Beschäftigten möchten sich auch ausserhalb der Arbeit engagieren können, sei es, um Zeit mit der Familie zu verbringen, persönlichen Leidenschaften nachzugehen oder sich einfach nur zu erholen. Geistiges und körperliches Wohlbefinden sind zu einer Priorität geworden, und Unternehmen, die diese Erwartungen nicht berücksichtigen, laufen Gefahr, dass ihre Bindungsquote sinkt.
Über die Work-Life-Balance hinaus suchen die Beschäftigten zunehmend nach Sinn in ihrer Arbeit. Sie wollen, dass ihr Job einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft hat und dass ihr Beitrag anerkannt und wertgeschätzt wird. Sinn am Arbeitsplatz bedeutet nicht nur die Zufriedenheit mit den erledigten Aufgaben, sondern schliesst auch die Ausrichtung der persönlichen Werte auf die des Unternehmens mit ein. Diese Suche nach Sinn ist besonders bei der jüngeren Generation zu beobachten, die eher bereit ist, einen Job abzulehnen, wenn sie glaubt, dass das Unternehmen nicht mit ihren ethischen oder ökologischen Überzeugungen übereinstimmt.
Darüber hinaus brauchen die Beschäftigten in einer sich ständig verändernden Welt klare Orientierungspunkte, um sich in ihrer Karriere zurechtzufinden. Dazu gehören Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung, zur Weiterbildung und eine klare Vorstellung von den Entwicklungsperspektiven innerhalb des Unternehmens. Unternehmen, die diese Orientierungspunkte bieten, werden als attraktiver wahrgenommen, da sie auf die wachsende Nachfrage nach beruflicher Erfüllung reagieren.
Neben einem guten Lohn suchen Arbeitnehmende heute nach mehreren Kriterien, die zu ihrem Wohlbefinden, ihrer persönlichen und beruflichen Entfaltung sowie dazu beitragen, dass ihre Werte mit denen des Unternehmens übereinstimmen. Hier einige Beispiele:
Heutzutage ist das Gehalt allein nicht mehr ausreichend, um Talente anzuziehen und zu halten. Zwar bleibt das Gehalt ein wichtiger Faktor, doch die allgemeine Zufriedenheit der Arbeitnehmenden hängt zunehmend von den Arbeitsbedingungen, der Unternehmenskultur und den Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung ab. Das traditionelle Modell, bei dem das Gehalt der entscheidende Faktor für die Aufnahme einer Beschäftigung war, ist einem ganzheitlicheren Ansatz für das Wohlbefinden am Arbeitsplatz gewichen. Dieser Wandel spiegelt eine Gesellschaft wider, in der Zeit, psychische Gesundheit und Selbstverwirklichung zu Prioritäten geworden sind.
Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen, die diese Entwicklung verstehen und ihre Praktiken entsprechend anpassen, werden in der Lage sein, die besten Talente anzuziehen und zu binden und gleichzeitig zu einer humanistischeren und integrativeren Unternehmenskultur beizutragen. In diesem neuen Paradigma ist das Gehalt zwar wichtig, aber nicht mehr König. Es ist nun Teil eines breiteren Spektrums an Faktoren, die bestimmen, was einen Arbeitsplatz zu einem guten Arbeitsplatz macht.