Liebe am Arbeitsplatz: Was steht auf dem Spiel?
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Bist du religiös, aber dein*e Arbeitgeber*in erkennt die damit verbundenen Feiertage nicht an? Bietet deine Kantine keine koscheren oder halal Gerichte an? Hat dein Unternehmen eine Kapelle oder einen Gebetsraum?
Heutzutage werden religiöse Werte und Prinzipien am Arbeitsplatz oft nicht betont. Das Büro ist oft ein neutraler und säkularer Ort. Doch wie kann dieses Thema ans Licht gebracht werden und wie kann die Stimme religiöser Minderheiten im beruflichen Umfeld Platz haben?
Wir sind uns einig, dass das Thema umfangreich ist. Was tun, wenn ich religiöse Feste feiern möchte, die nicht christlich sind? Wie verwalte ich religiöse Feiertage bei der Arbeit?
Konkret: Ist es möglich, von meinem*r Arbeitgeber*in einen freien Tag für ein traditionelles religiöses Fest zu verlangen, das nicht dem Land oder dem Kanton meines Wohnsitzes entspricht?
Das sagt das Schweizer Arbeitsgesetz:
Allerdings werden die kantonalen Feiertage hauptsächlich auf der Grundlage der christlichen Tradition festgelegt. Der 1. Mai, der in einigen Kantonen als Feiertag gilt, bildet eine Ausnahme. Damit Arbeitnehmende unterschiedlicher Religion ihre religiösen Feste feiern können, haben sie das Recht, ausserhalb der kantonalen Feiertage frei zu nehmen. In diesem Fall kann der Arbeitgeber gemäss Artikel 11 des Arbeitsgesetzes um Ausgleich der verlorenen Arbeitszeit bitten.
Es ist zu erwähnen, dass, wenn ein*e Arbeitnehmende*r in der Lage ist, während einer Arbeitsunterbrechung an einem religiösen Fest teilzunehmen, der*die Arbeitgeber*in nicht verpflichtet ist - obwohl er dies frei tun kann -, ihm zusätzlichen Urlaub zu gewähren.
Tatsächlich sind nicht-christliche Feiertage nicht durch die kantonalen Feiertage abgedeckt. In einem zunehmend multikulturellen Land wie der Schweiz ist das Gleichgewicht zwischen religiöser Freiheit und legitimen Interessen des*r Arbeitgebers*in manchmal schwer zu finden.
Der*die Mitarbeitende kann grundsätzlich verlangen, an religiösen Festen teilzunehmen, die nicht mit den Feiertagen der Kantone gleichgesetzt werden. Er muss den*die Arbeitgeber*in innerhalb einer bestimmten Frist informieren. Das Recht auf Urlaub bedeutet jedoch nicht, dass der*die Mitarbeitende während dieses Tages das Gehalt erhält oder dass die verlorenen Stunden nicht nachholen muss.
Der*die Arbeitgeber*in ist grundsätzlich verpflichtet, diesen Urlaub zu gewähren, es sei denn, die überwiegenden Interessen des Unternehmens stehen über der religiösen Freiheit des Mitarbeitenden. Der*die Mitarbeitende muss vertraglichen Verpflichtungen einhalten. Wenn er oder sie systematisch einen freien Tag in der Woche beantragt, um an einem Gottesdienst teilzunehmen, hat der Arbeitgeber legitime Gründe, dies abzulehnen.
Die Frage des Glaubens am Arbeitsplatz ist komplex und wirft verschiedene Herausforderungen für religiöse Minderheiten auf. In der Schweiz gewährt das Arbeitsrecht bestimmte Rechte, darunter die Möglichkeit, einen Urlaub für nicht-christliche religiöse Feste zu beantragen. Dennoch müssen Arbeitgeber*innen diese Anfragen mit den betrieblichen Bedürfnissen des Unternehmens in Einklang bringen. Es ist entscheidend, einen offenen und respektvollen Dialog zwischen Mitarbeitenden und Arbeitgebern zu fördern, um Lösungen zu finden, die sowohl die Religionsfreiheit als auch die Interessen des Unternehmens respektieren.